Zu wenig Nachfrage für Glasfaser

In acht von zehn Stadtteilen mit ihren Nachfragebündelungen zum Breitbandausbau krachend gescheitert. Das Interesse war viel zu gering. Die Stadt stellt jetzt einen Breitbandkoordinator ein.

Es waren wahrscheinlich nur etwa 1500 Gladbacher, die sich zu einem Abschluss haben durchringen können — zu wenig für den Glasfaser-Ausbau in den innenstadtnahen Stadtteilen. An den meisten der knapp 24 000 möglichen Haushalte ging die Befragung in den vergangenen Monaten deutlich vorbei. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser hat sein Ziel des flächendeckenden Breitbandausbaus in Mönchengladbach deutlich verfehlt und zieht daraus die Konsequenz, das Projekt zum schnellen Internetanschluss in acht von zehn Stadtteilen abzubrechen. Lediglich in Giesenkirchen und Wickrath wurde die Frist zur Nachfragebündelung verlängert, wie das Unternehmen bestätigte. Dort hatten sich zwar die meisten Interessenten gefunden, von den durch das Unternehmen vorgegebenen 40 Prozent ist man aber auch in diesen beiden Stadtteilen noch weit entfernt. In Großheide, Hamern, Hardt, Holt, Ohler, Pongs, Rheindahlen und Venn blieb das Interesse nur bei zwischen fünf und zehn Prozent.

„Wir lassen die Nachfragebündelungen in diesen Stadtteilen ruhen, weil es offensichtlich nicht der richtige Zeitpunkt gewesen ist“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Allerdings hatte sich das Engagement des Netzbetreibers und Investors in den innenstadtnahen Gebieten im Vergleich zu den ländlichen Regionen merklich abgekühlt. Wahrscheinlich bremste auch die plötzliche Netzaufrüstung der Telekom das Interesse deutlich ab. Der Magenta-Konzern hatte im Herbst sein Netz in weiten Teilen der Stadt bis zu den Verteilerkästen mit Glasfaser ausgestattet und von dort mittels Vectoring-Verfahren bestehende Kupferkabel zu den Häusern nach Unternehmensangaben auf bis zu 100 Megabit (Mbit) pro Sekunde aufgepumpt. Diese Surf-Geschwindigkeit ist zwar praktisch nur im absoluten Idealfall erreichbar, jedoch reicht das offenbar vielen Gladbachern — zumal in der Stadt weitere Anbieter auf dem Markt sind.

Sebastian Dreyer, Leiter Verbraucherberatung

Wer einen Anschluss bei der Deutschen Glasfaser in Auftrag gegeben hat, aber nicht zum Zuge kommt, hat noch keinen Vertrag abgeschlossen. Darauf weist die Verbraucherberatung hin. „Wenn wir die 40 Prozent nicht erreichen, ist der Auftrag nichtig. Wenn wir noch einmal eine neue Nachfragebündelung in den betroffenen Stadtteilen starten, dann ganz von vorne“, bestätigte eine Sprecherin auf Nachfrage.

Überdies ist laut Verbraucherberatung die Widerrufsklausel unwirksam. „Man könnte also auch seinen Auftrag widerrufen“, sagt Sebastian Dreyer, Leiter der Verbraucherberatung Mönchengladbach.

Die Wirtschaftsförderung, die eine Rahmenvereinbarung mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen hat, hält trotzdem weiter am ausgegebenen Ziel „Gigabit-City“ fest. „Und wir setzen auch weiter auf einen marktgetriebenen Ausbau“, sagt Rafael Lendzion, bei der WFMG für digitale Entwicklung zuständig. Es gebe weiter Anreize in Form von Förderprogrammen von Bund und Land, mit denen man private Anbieter überzeugen kann. „Es tut sich im Moment sehr viel“, sagt Lendzion.

Unterdessen fördert das Land NRW den Breitbandausbau in Mönchengladbach mit 150.000 Euro. Das Geld ist für die neu einzurichtende Stelle eines Breitbandkoordinators vorgesehen. Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) überreichte den Bescheid OB Hans Wilhelm Reiners. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben. Der Koordinator soll Ansprechpartner sein für Erstellung und Umsetzung der Breitbandstrategie und des Projekts „Gigabit-City“, das zum flächendeckenden Glasfaserausbau führen soll. „Wir streben Hochgeschwindigkeits-Internet in der ganzen Stadt an“, sagt Reiners. Den Weg dahin soll eine Breitbandstudie aufzeigen, die in Kürze vorgestellt wird.