Stadtplanung in Leverkusen Streit zwischen Stadt und Naturschützern

WIESDORF · An der Niederfeldstraße gebe es ein wertvolles Biotop, sagen Nabu und BUND. Die Stadt will dort Wirtschaft ansiedeln.

An der grünen Brache an der Niederfeldstraße trafen Nabu-Vorsitzender Erich Schulz und Ingrid Mayer (BUND) Anwohner Jürgen Ammann. Er berichtete den Naturschützern unter anderem davon, dass auch Fledermäuse in dem Areal leben.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

„9000 Quadratmeter Fläche zwischen Rhein und Innenstadt für innovative Unternehmen der Kreativwirtschaft“ – so preist die städtische Wirtschaftsförderung das Planungsprojekt auf ihrer Werbehomepage möglichen Investoren an. Doch gerät das Projekt in die Kritik: Naturschützer machen mobil. Die grüne Brache sei längst ein ökologisch wertvolles Biotop geworden, das Tiere und Pflanzen als Überlebensraum nutzen, argumentieren sie.

Östlich der Niederfeldstraße nahe der Hauptstraße befindet sich das bislang unbebaute städtische Areal. Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes (siehe Info) plant die Stadt nun eine Neuausrichtung der Flächen. „Hierzu soll auch das Umfeld für eine attraktive, zukünftige Entwicklung vorbereitet werden. In einem ersten Schritt ist eine Entwicklungsstudie vorgesehen“, heißt es auf der Homepage der Wirtschaftsförderung.

„Wir brauchen in unserer Stadt dringend Gegengewichte gegen eine natur- und lebensfeindliche Bauweise, wie sie in den letzten Jahren sowohl von Investoren als auch von Privatleuten praktiziert wird“, schreibt Ingrid Mayer im Auftrag von Nabu und BUND in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Uwe Richrath. Die „kleine Naturoase“ an der Niederfeldstraße beschreibt sie so: Sie „ist geprägt von vielfältigen kleinräumigen Mosaikelementen. Die Brombeerhecken bieten Nahrungs- und Lebensraum für Schmetterlinge und Vögel, die Blüten der Weidenbüsche und Bäume sind im Frühling die erste Nahrung für unsere Wildbienen, die begrünten Zäune mit wildem Wein und Efeu bieten ein Schlaraffenland für Stare, Amseln oder die seltene Mönchsgrasmücke. Die Hagebutten der wilden Rosen leuchten im Herbst und werden gern von Grünfinken genossen. Die hochwachsende Wiese bietet Platz für Rainfarn, Schafgarbe, Wegwarte &
Co.“

Unverzichtbar zur Verbesserung von Kleinklima und Luftreinigung

In Zeiten des Klimawandels seien solche Flächen mit „wildem“ Bewuchs unverzichtbar zur Verbesserung des Kleinklimas und der Luftreinigung.

Als problematisch bezeichnen die Naturschützer auch ein fortgeschrittenes Bauprojekt mit Eigentumswohnungen. „Hohe Bäume und Fassadenbegrünung sucht man vergebens. Und der denkmalgeschützte Bunker am Rande des Areals wird seinen wunderbaren Pelz aus Efeu und Wildem Wein spätestens dann verlieren, wenn der Bau der Luxuswohnungen auf seinem Dach, der bereits beschlossene Sache ist, in Angriff genommen werden wird.“

Natur erlebbar zu erhalten, müsse ein wesentlicher Aspekt von Stadtentwicklung bleiben. Gewerbe- und Investoreninteressen sollten ihre Grenzen finden. „Leider erleben wir immer wieder, dass bei Bauvorhaben die Rücksicht auf die natürlichen Gegebenheiten sträflich vernachlässigt wird.“