Während es sonst im Museum nicht der Nase nach geht, folgt man im Kunstpalast von Raum zu Raum dem Duft ungezählter Blüten. Bezaubernder kann der Frühling nicht beginnen. Neun Tage lang haben Rose, Ranunkel und Rittersporn mitsamt ihren blumigen Geschwistern den ganz großen Auftritt. Für die Ausstellung „Palastblühen“ stellten acht Floristinnen und Floristen 27 üppige Arrangements zusammen und platzierten sie vor Kunstwerken, die sie selbst ausgewählt haben. Das ergibt neue Sichtachsen und spannende Blickwinkel.
Bei der Premiere 2024 hatte die Präsentation 26.000 Besucher angezogen. Er sei Hunderte Male gefragt worden, ob es das „Palastblühen“ wieder gebe, erzählt ein sichtlich glücklicher Felix Krämer beim Rundgang durch die floralen Wunderwelten: „Für mich ist das ein früher Höhepunkt im Ausstellungsjahr. Wir sind in Deutschland das erste und einzige Museum, das so etwas zeigt, aber nicht die Erfinder. In den USA und England hat das Prinzip der Zusammenführung von Blumen und Kunst schon Tradition.“
Idee zur Austellung lag
lange in der Schublade
Lange habe er auf die Verwirklichung dieser Idee in Düsseldorf warten müssen, sagt der Generaldirektor. Erst nach Neueröffnung des Hauses habe es die Räumlichkeiten dafür gegeben. Auf Anhieb ein Erfolg, getragen von Mund-zu-Mund-Propaganda. Doch der Erfolg lasse sich nicht allein in Zahlen ausdrücken, so Krämer. „Dahinter stecken Leidenschaft, Hingabe und Kreativität der Floristinnen und Floristen, die sich auf dieses Wagnis eingelassen haben. Wir treffen hier auf künstlerische Arbeiten mit intelligenten Bezügen.“ Er werde in den kommenden Tagen weniger am Schreibtisch und häufig in der Ausstellung sein, vermutet er. Sein Vorsatz: „Das Palastblühen soll Teil der Marke Kunstpalast werden.“
Die Arrangements sind über alle Säle verteilt, gelbe Schilder weisen auf ihre Schöpfer hin. Die zweifellos beachtliche finanzielle Investition werde gerne getragen, versichern die Beteiligten. „Es geht hier nicht um Profit oder Kundengewinnung“, stellt Tino Hoogterp vom Blumenhaus am Hofgarten klar. „Wir freuen uns über die Möglichkeit, uns in diesem besonderen Rahmen in unserem Beruf austoben zu können.“
Alla Mandic von Nymph Blumen pflichtet ihm bei: „Man denkt dabei nicht ans Geld. Wenn man die Ehre hat, sich hier verwirklichen zu können, ist das unbezahlbar.“ Von ihr sind fünf Blüten-Installationen zu sehen, darunter „Im Einklang mit der Erde“ vor dem Bild „Blauer Sämann“ von Wilhelm Morgner. Ihr Entwurf „Kleiner Kosmos“ nimmt einen ganzen Tisch ein. Am ausladendsten ist Victor Breuers Kunstwerk „Es bitten zu Tisch – Rubens, El Anatsui und Breuer“ vor dem schimmernden „Erdtuch“ aus Aluminiumflaschendeckeln und Kupferdraht von El Anatsui. Wunderhübsch und edel bildet das Werk „Der Frühling küsst die Erde“ von Alexander Frenz eine Einheit mit dem floralen „Zusammenkommen“ aus Tulpen, Ranunkeln und Narzissen von Nina Gehrke (October First Studio). Anmutig und in pudrigen Farben zeigt sich „Meereslicht“ von Victoria Bernds (Blumenbinderei Lehmann).
Manfred Hoffmann (A la Casa del Fiore) verwendete bei seinem sieben Meter langen Teppich „Gewoben – Geknotet – Gebunden“ cremig-weiße Blüten aus aller Welt, getrocknete und frische. Ausgefallen und stark: Vor einem Schreibschrank (Eichenholz, Intarsien mit Elfenbein und Schildpatt) türmt sich eine schmale purpurfarbene Blütenwand auf, daneben eine Schale mit blutroten Rosen. „Der ewige Kampf um die Macht“ von Manfred Hoffmann symbolisiert den Kontrast von Kirche und Königreich.
Nun mag man die Vielfalt beim „Palastblühen“ so blumig beschreiben, wie man will. Aber nichts ersetzt ein Flanieren durch die inspirierende Schau. Sie sei selbst überrascht von dem Ergebnis, sagt Kuratorin Lena Spoo. „Anfangs hatten wir nur Bilder, jetzt ist diese ganze Pracht real.“ Felix Krämer formuliert es so: „Das sind nicht nur Blumen, das sind Gedanken, die eingeflossen sind. Für mich ist das große Kunst und großes Kino. Ein Geschenk für unser Museum und die Öffentlichkeit.“