NRW-Familienministerin Paul führt intensive Gespräche über Erhalt von Sprach-Kitas
Düsseldorf · Seit 2016 finanziert der Bund mit dem Sprach-Kita-Programm zusätzliches Personal zur Sprachförderung von Kindern. Damit soll Ende 2022 Schluss sein. Auch in NRW bangt man um die Zukunft des Programms. Die Familienministerin äußert sich optimistisch.
Im Ringen um einen Fortbestand der Förderung für Sprach-Kitas in Nordrhein-Westfalen hat sich Familienministerin Josefine Paul zuversichtlich geäußert. Die Länder seien seit einigen Wochen in intensiven Gesprächen mit dem Bund und man sei auf gutem Wege, eine Lösung hinzubekommen, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag in einer Sitzung des nordrhein-westfälischen Landtags. Die Entscheidung der Ampel-Regierung in Berlin, das etablierte Programm zur Sprachförderung in den Kindertagesstätten zum Jahresende auslaufen zulassen, sei in keinster Weise nachvollziehbar.
Pauls Parteifreundin, Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), hatte vor einigen Wochen überraschend mitgeteilt, dass die Bundesmittel Ende 2022 gestoppt werden sollen. Nach Protest aus den Bundesländern hatte Paus aber eine Übergangsfinanzierung in Aussicht gestellt.
NRW-Ministerin Paul betonte in Düsseldorf, man arbeite gemeinsam an einer „dauerhaft tragfähigen Lösung“. Es gelte, „Übergänge bruchlos“ zu schaffen - und das gehe nur mit Hilfe des Bundes. Ziel der schwarz-grünen Landesregierung sei es, den bewährten Ansatz der Sprach-Kitas und die rund 1500 Fachkräfte in den Einrichtungen und den Fachberatungsstellen zu behalten oder einen Wegfall der Stellen bestmöglich abzufangen.
Paul unterstrich: „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie die bisherigen Mittel des Bundesprogramms in vollständiger Höhe in das Kita-Qualifizierungsgesetz überführt.“ Das sei einhellige Auffassung aller Bundesländer.
Bundesministerin Paus argumentiert, dass die Länder über das sogenannte Kita-Qualitätsgesetz in den nächsten zwei Jahren vier Milliarden Euro für Personal und Qualität in den Kitas bekommen. Dieses Geld könne auch zu Sprachförderung eingesetzt werden. Weil es aber nicht sofort zum Jahreswechsel zur Verfügung steht, hatte Paus eine Übergangsfinanzierung ins Gespräch gebracht. Dafür müssten die Länder allerdings zusichern, dass die Sprach-Kitas dann künftig in die Regelfinanzierung übernehmen, also die Kosten selbst tragen.
NRW-Kinderministerin Paul sagte, gerade in der aktuell herausfordernden Lage mit einem zunehmenden Bedarf an frühkindlicher Sprachförderung und der Integration geflüchteter Kinder aus der Ukraine seien die Sprach-Kitas besonders wichtig. Die Opposition im Landtag forderte schnellstmögliche Klarheit für Familien und Personal.
Der SPD-Fraktion zufolge besteht in NRW ein erheblicher Bedarf für diese gezielte Sprachförderung: Bundesweit sei jede achte Kita eine Sprach-Kita, in NRW fast jede siebte. Es sei ein Fehler, dass Paus das Erfolgsprogramm schon in drei Monaten und mitten im laufenden Kita-Jahr stoppen wolle. Das Land NRW müsse die Kraft aufbringen, das Projekt fortzusetzen, die finanziellen Spielräume seien vorhanden, meinte der familienpolitische Sprecher Dennis Maelzer. Den Fachkräften drohe die Kündigung.
Auch die FDP monierte, es reiche nicht, wenn Paul nach Berlin zeige. Sprach-Kitas hätten vielen Kindern mehr Teilhabe ermöglicht, sie müssten unbedingt als zentraler Baustein für Chancengleichheit erhalten bleiben. Redner der CDU forderten ein Umdenken in Berlin oder auch ein Machtwort von Kanzler Olaf Scholz (SPD) für den Erhalt der Bundesförderung. Es dürfe keine Unterbrechung des Angebots geben, aber auch ein unüberlegter Alleingang sei nicht sinnvoll, meinte die AfD.
Paul bekräftigte in der Plenarsitzung, das Land werde auf jeden Fall das Kita-Helfer-Programm über das Jahr 2022 hinaus verlängern. Alltagshelferinnen und -helfer leisteten einen wichtigen Beitrag für das Gelingen des Kita-Alltags. Die Kräfte unterstützen das pädagogische Personal etwa im Küchendienst, beim Einkaufen, Reinigen oder bei Ausflügen.
© dpa-infocom, dpa:220928-99-934101/5