Wirkstoff Remdesivir Uniklinik Düsseldorf testet Medikament gegen Corona
Düsseldorf · Wissenschaftler hoffen, dass der Wirkstoff Remdesivir gegen Covid-19 hilft. Studien sollen Klarheit schaffen. Daran nehmen auch Patienten in Düsseldorf teil.
Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus weckt Remdesivir derzeit die größten Hoffnungen. Es handelt sich um einen Wirkstoff des US-Pharmakonzerns Gilead, der vor Jahren an Ebola-Patienten getestet, aber nie als Medikament zugelassen wurde. Als Mittel gegen die Infektionskrankheit Ebola erwies sich Remdesivir zwar als untauglich. Aber in Laborversuchen habe sich der Wirkstoff als wirksam gegen die Mers- und Sars-Erreger (zwei von anderen Coronaviren hervorgerufene Krankheiten) gezeigt, wie Gilead berichtet. Deshalb könnte es auch gegen Covid-19 helfen.
Die Uniklinik Düsseldorf (UKD) setzt Remdesivir bereits „in ausgewählten Einzelfällen“ ein. Das Medikament wird demnach nur direkt vom Hersteller nach Einzelfallprüfung zur Verfügung gestellt. Es handele sich dabei um sogenannte „individuelle Heilversuche“, die nur für bestimmte Patienten erwogen werden. Zu ersten Erfahrungen mit Remdesivir wollte sich die UKD auf Nachfrage nicht äußern.
Die Uniklinik Düsseldorf behandelt derzeit sechs Patienten, die mit dem neuartigen Coronavirus (Sars-CoV-2) infiziert sind. Drei davon befinden sich in einem kritischen Zustand und müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Neben Remdesivir kommen dabei laut UKD auch andere antiviral wirksame Medikamente ein, die für die Behandlung von Covid-19 noch nicht zugelassen sind.
Rasche Entwicklung von Impfstoffen „unwahrscheinlich“
Um mehr über die Wirksamkeit von Remdesivir zu erfahren, haben die Behörden zwei Studien genehmigt. Daran beteiligen sich weltweit mehrere Dutzend Krankenhäuser. Aus Deutschland sind die Unikliniken Düsseldorf, Hamburg und München-Schabing dabei. 400 schwerkranke Covid-19-Patienten sollen das Medikament 14 Tage bekommen. In einer zweiten Studie soll das Mittel bei 600 Patienten mit leichten Covid-19-Symptomen getestet werden. Ziel ist es laut Prof. Frank Schneider, Ärztlicher Direktor der UKD, auf diese Weise Daten zu ermitteln, die noch nicht vorliegen. „Nur so können wir herausfinden, ob es sich tatsächlich um eine Therapieoption handelt, die in Zukunft breiter angewendet werden könnte“, so Schneider. Mit dem Beginn der Studien rechnen die Forscher hierzulande Anfang April.
Nach Angaben des Verbandes forschender Pharma-Unternehmen ist es „unwahrscheinlich“, dass schon in diesem Jahr Impfstoffe gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 zur Verfügung stehen, obwohl die Entwicklung „mit nie gekannter Geschwindigkeit vorangeht“. Es gebe die Hoffnung, „dass es schneller gelingt, Medikamente zur Behandlung bereits Infizierter zu finden“. Diese Arzneimittel könnten helfen, dass die von dem Virus verursachte Atemwegsinfektion Covid-19 nicht lebensgefährlich verlaufe und rasch abklinge. Neben Remdesivir würden weitere antivirale Medikamente, die ursprünglich gegen Aids, Hepatitis C oder Grippe entwickelt wurden, auf ihre Eignung geprüft.