Der Wortschöpfer der Jamaika-Koalition kommt aus Dormagen

Düsseldorf. Der Wortschöpfer der Jamaika-Koalition Porträt des Tages Hans-Bernd Schmitz hat den Begriff schon 1993 in Dormagen geprägt. Hans-Bernd Schmitz (57, Foto: privat) war noch nie auf Jamaika.

Foto: Andrea Lemke

Damals, 1993, bewegte er sich zwar gedanklich in der Karibik und ist dann schließlich im Urlaub auch in die Dominikanische Republik gereist. Aber vor allem tummelte sich der Redaktionsleiter des Anzeigenblatts „Schaufenster“ beruflich in der Dormagener Kommunalpolitik. Dort zeichnete sich schon im Vorfeld der Kommunalwahl 1994 ab, dass es zu einer Zusammenarbeit von CDU, Grünen und FDP kommen könnte. Aber ab drei Farben wird es sprachlich holprig: ein schwarz-grün-gelbes Bündnis? Da fiel Schmitz’ Blick im Zuge seiner Karibik-Planungen auf die Landesfarben von Jamaika: Die Bezeichnung Jamaika-Koalition war geboren — ungeachtet der Tatsache, dass der Koalitionsbegriff in der Kommunalpolitik gerade kleinerer Städte eher unüblich ist.

Vom Fließtext, erinnert sich Schmitz, schaffte es seine Wortschöpfung im September 1994 schließlich in die Überschrift: „Jamaika-Koalition möglich“. Und von dort in den Sprachgebrauch der Kommunalpolitiker. Und von dort in die Redaktionen der umliegenden Tageszeitungen. Nur zur Zusammenarbeit im Dormagener Stadtrat schaffte es die Jamaika-Koalition dann doch nicht. Ein Experte für die Genese eines Sprachbildes ist Schmitz nicht. „Als Journalist sucht man ja keine Worte für die Ewigkeit, sondern zum jetzigen Gebrauch.“ Doch am Abend der Wahlberichterstattung zur vorgezogenen Bundestagswahl 2005 fiel ihm zum ersten Mal auf, dass auch die Fernsehmoderatoren seinen Begriff im Munde führten. „Seitdem ist er relativ etabliert.“ Irgendwann konnte ihn auch die Duden-Redaktion nicht mehr übergehen.

„Das ist ja alles nicht mehr mein Verdienst“, wiegelt Schmitz ab. Aber das Medieninteresse bewältigt er souverän — ist ja schließlich sein täglich Brot. 1996 wechselte Schmitz die Seiten und arbeitet seither als Unternehmenssprecher im Bayer-Konzern. Jetzt beobachtet er mit Spannung, ob seine Wortschöpfung nun erstmals auf Bundesebene Realität wird. „Das ist eine komplett neue Situation für das Land.“ Wenn die Bevölkerungsmehrheit das wolle, „sollte man das Experiment wagen“, ist er überzeugt. Prognosen aber mag er nicht abgeben. Dafür könne er die handelnden Personen zu wenig einschätzen. „Es darf nur nicht am Ende so sein, dass sich Grüne und FDP im Sandkasten streiten und Mutti schlichten muss.“