Eigene Palliativstation im Kreiskrankenhaus
In sieben modernen Zimmern sollen unheilbar kranke Patienten betreut werden.
Dormagen. Einen Seufzer der Erleichterung stößt Dr. Wolfgang Thier am Mittwoch aus. „Dieser Termin hat eine lange Vorgeschichte. Viele Mitarbeiter hatten vielleicht sogar schon den Mut verloren, doch heute ist es endlich soweit“, erklärt der Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses Dormagen anlässlich der Einweihung der Palliativstation mit sieben Einzelzimmern. 560 000 Euro wurden investiert, fünf Monate lang mussten Personal und Patienten mit Baulärm und anderen Unannehmlichkeiten leben.
Das Kreiskrankenhaus Dormagen ist seit Jahren palliativ tätig, doch erst mit der Inbetriebnahme von fünf Betten im September 2009 auf der allgemein-internistischen Station 3C erhielt die Behandlung und Betreuung schwerstkranker Menschen Struktur.
Durch das funktionierende Netzwerk mit Hospizbewegung, Förderverein und den angebotenen ambulanten Palliativplätzen im Ort habe sich die in Eigenregie eingerichtete Station bewährt und weiterentwickelt, so dass die Notwendigkeit, der Abteilung eigene Räume zu geben, auch in der Politik eingesehen wurde, betont Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.
Die Zimmer wirken freundlich, hell und modern. Die harmonische Farbgebung sei dabei bereits Teil der Therapie, erläutert Oberarzt Dr. Ulrich Hauffe. Denn eine Palliativstation sei keineswegs zu verwechseln mit einem Hospiz.
„Zwar kommen zu uns Patienten mit einer nicht heilbaren Grunderkrankung. Unsere Aufgabe ist es jedoch, sie wieder aufzubauen, etwa nach Chemotherapien oder Bestrahlungen.“ Der Patient habe in der Regel noch eine bestimmte Lebenserwartung, für die es sich lohne, seine Symptome zu kontrollieren und nach Möglichkeit zu lindern. „Bei uns werden die Menschen oft reingeschoben, sie gehen aber auf ihren eigenen Füßen wieder raus“, sagt der Mediziner.
Das Team der Palliativstation stamme daher auch aus ganz unterschiedlichen Bereichen. „Dazu zählen neben Ärzten und Pflegern auch Psychologen, Sozialarbeiter oder Ernährungswissenschaftler, die wiederum ihre Freizeit opfern, um sich fortzubilden, damit sie auf die besondere Situation im Umgang mit todkranken Menschen vorbereitet sind“, sagt Hauffe. Die Nachfrage nach diesen Plätzen sei groß. „Wir haben eine lange Warteliste“, erklärt der Stationschef.
Oft treffe es aber auch Patienten, die schon längere Zeit im Krankenhaus verbracht hätten, bis sie als nicht heilbar eingestuft würden. „Ihnen dann noch einmal den Weg nach Hause zu ermöglichen, zählt ebenfalls zu unseren Aufgaben“, sagt Hauffe.
Von den Krankenkassen werde die Palliativmedizin dennoch sehr stiefmütterlich behandelt, kritisiert Thier. „Durch dieses gut funktionierende Netzwerk mit anderen Einrichtungen im Ort fühlen wir uns in Dormagen aber sehr gut aufgehoben.“