Endlich alles unter einen Hut?
Die Kliniken des Kreises bieten neue Impulse zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Dormagen. Alleinerziehende Mütter und Väter kennen es, und auch in Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, ist es oft Thema: das Problem mit dem Zeitmanagement.
Während die Älteste bereits um 13 Uhr Schulschluss hat, beim Junior geht der Unterricht bis 16 Uhr — und dann das: Die Kita der Jüngsten ist geschlossen wegen eines Mitarbeiterausflugs. Wer wen wann abholt, ist geregelt, doch was passiert mit dem Nesthäkchen? Opa und Oma sind schließlich im Urlaub. . .
Genau für einen solchen Fall gibt es das „Kinderzimmer“ im Kreiskrankenhaus Dormagen. Ab dem 1. September nimmt es die Kinder der Mitarbeiter im Alter zwischen einem halben Jahr und zwölf Jahren auf.
„Zum Beispiel, wenn die Eltern früh aus der Elternzeit zurückkehren, außer der Reihe Überstunden anfallen oder wenn Schulkinder ergänzend zur Offenen Ganztagsschule betreut werden sollen“, erklärt Carolin Krautwig aus der Abteilung Personalentwicklung.
Das „Kinderzimmer“ ist ein Projekt, das die Firma do.it im Auftrag der Kreiskrankenhäuser durchführt. Sie hat das Raumkonzept entwickelt und stellt auch das pädagogisch geschulte Personal für die Einrichtung.
Und damit die Eltern wirklich sorgenfrei arbeiten können, wird es einen Fahrdienst geben, der die Kinder abholt oder sie morgens weckt, wenn mal ungeplant ein Frühdienst ansteht. Die Kosten tragen die Eltern und das Krankenhaus. Ein weiterer Anteil kommt aus Tagespflegemitteln. Für die Kliniken lohnt sich die Investition, wie Direktor Ralf Nennhaus erklärt: „Nur sorgenfreie Mitarbeiter werden den Ansprüchen der Patienten gerecht.“
Ein weiterer Baustein, mit dem sich die Kliniken als familienfreundliche Arbeitgeber in Stellung bringen wollen, ist das Pilotprojekt „Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Teilzeit“. Das Angebot richtet sich an junge, alleinerziehende Eltern, die bisher keine Ausbildung abgeschlossen und mindestens einen Hauptschulabschluss haben.
Die Ausbildung dauert vier statt drei Jahre. Der Urlaub wird mit den Schulferien abgestimmt und die Arbeitszeiten sind besser mit den Kita-Betreuungszeiten kombinierbar.
Nur wenige Spät- und Nachtdienste müssen während der Ausbildungszeit absolviert werden. Bis zu 30 Plätze bietet die Klinik an, ein Teil davon ist bereits besetzt. Der Verdienst liegt zwischen 650 und 780 Euro. „Wer mit diesem Lohn nicht zurecht kommt, für den werden wir alle Möglichkeiten ausschöpfen“, verspricht Direktor Nennhaus.