Welterbe in Dormagen Dormagener Friseure stylen Römerfiguren wie vor 1900 Jahren

Dormagen. · Die beiden Figuren im Römerkeller spiegeln den kulturellen Schmelztiegel wider, den Dormagen in der Römerzeit darstellte.

Natale Cincinnati (l.) und Sascha Wichmann (r.) statteten die Figuren aus, denen die Friseurin Claudia Rohloff-Krätzel die richtige – das heißt historisch korrekte – Frisur verpasste.

Foto: Stadt

Stattlich sehen sie aus, die beiden lebensgroßen Figuren, die im Römerkeller an St. Michael zu besichtigen sind. Von Kopf bis Fuß – von Haarpracht über Tunika bis zu Schnürschuhen – sind sie den Bewohnern Dormagens vor fast 1900 Jahren nachempfunden. Dabei fällt der Blick des Besuchers sofort auf die kunstvollen Frisuren und den Schmuck. Der Geschichtsverein Dormagen hat die Figuren mit modischer Kleidung ausgestattet.

Die Römer im geschichtsträchtigen Keller sind Vorboten für die Präsentation des römischen Erbes in Dormagen, die zurzeit vorbereitet wird. Denn zum länderübergreifenden Antrag auf Weltkulturerbe für die Grenzbefestigungen entlang des Niedergermanischen Limes, der am 9. Januar an die Unesco übergeben wurde, will die Stadt als eine von 19 beteiligten Kommunen ihre Geschichte erlebbarer machen. Mit Workshops und Recherchen einer vor allem mit Ehrenamtlern besetzten Arbeitsgruppe wird alles mit der Agentur „res d“ aus Köln so vorbereitet, dass bei einem positiven Bescheid, der für Mitte 2021 erwartet wird, die Umsetzung schnell erfolgen kann. „Es ist beeindruckend, mit wie viel Herzblut und Wissen die Ehrenamtler die Präsentation vorantreiben“, lobt Harald Schlimgen, städtischer Fachbereichsleiter Bürger- und Ratsangelegenheiten. Die Ausarbeitungen werden dem Kulturausschuss vorgelegt. „Wenn wir unsere Pläne 2021 umsetzen wollen, muss der Fördermittel-Antrag beim LVR über den Rhein-Kreis bis März gestellt werden“, hatte Schlimgen im November erklärt. Auch für die restlichen 50 Prozent werden Fördermittel gesucht.

An den Figuren zeigen sich
auch keltische Einflüsse

Die Figuren sind der sichtbare Anfang für den umgestalteten Römerkeller: „Wir möchten zeigen, wie römische Frauen und Männer bei uns im 2. Jahrhundert aufgetreten sind, als sich das Reiterkastell und ein angrenzendes Lagerdorf in unserer heutigen Innenstadt befanden“, erläutert Ausstellungsorganisator Sascha Wichmann vom Geschichtsverein. Sein Kollege Natale Cincinnati ergänzt: „Wir haben uns an bildhaften Darstellungen der Zeit orientiert“, weist er auf Büsten von Kaisern oder Damen der Oberschicht hin. „Wir haben nicht nur den römischen Einfluss aufgegriffen, sondern auch keltische und germanische Charakteristika – auch aus anderen Epochen – mitberücksichtigt, um den Schmelztiegel von Durnomagus darzustellen“, so Wichmann. Die Ausstattung der Figuren wurde von der Stadt mit 2000 Euro unterstützt. Kostenlos erhielten die Figuren vom Friseursalon Haarwerk Amel & Sievers ihre Frisuren: Bei der aufwendigen Flechtfrisur der Römerin wurden die Zöpfe in vielen Windungen am Hinterkopf hochgesteckt, der Römer trägt eine typische Kurzhaarfrisur.

„Es hat mir viel Spaß gemacht, nach antiken Vorlagen zu arbeiten und so zu erfahren, wie damals die Haarmode aussah“, sagt Friseurin Claudia Rohloff-Krätzel. Friseursalon-Manager Holger Sievers erklärte sich spontan zum Mitmachen bereit: „Dormagen hat mit seinen römischen Fundorten gute Chancen, zukünftig zum Welterbe erhoben zu werden. Dazu wollen wir gerne einen Beitrag leisten.“ cw-