Wilhelm Busch auf Zonser Platt
Literatur und Gaumenfreuden: Kultur- und Heimatfreunde laden in die Pfarrscheune.
Dormagen. „Zuerst haben wir daran gedacht, den Abend mit 60 Gästen zu feiern. Dann wurden es 70. Als wir eine Gästeliste mit 80 Namen hatten, mussten wir Schluss machen“, erzählt Karl Kress, Vorsitzender der Kultur- und Heimatfreunde Zons, bei der Begrüßung der Gäste in der Pfarrscheune. Nur fünf Monate ist es her, dass die Heimatfreunde schon einmal zu einer Lesung des beliebten deutschen Humoristen, Dichters und Zeichners Wilhelm Busch eingeladen hatten.
Weil damals so viele Besucher begeistert waren, hatte man auch jetzt den Wilhelm-Busch-Experten Günter Trunz hinzugeholt. Dass Busch viel mehr als nur der Erfinder von „Max und Moritz“ ist, durfte auch den nicht Literaturbewanderten schnell klar geworden sein. Günter Trunz las aus verschiedenen Werken Buschs zu Themen wie „Tierisches“, „Alkoholisches“ oder auch „Erotisches“ vor.
Das Vorgetragene ergänzte er mit Bildern, die er mit einem Projektor an die Wand warf. Nebenbei ließ er auch noch viele interessante Anekdoten in seine Lesung einfließen. So beleuchtete er etwa die künstlerische Ader Buschs, der er nicht nur nach dem Abbruch seines Maschinenbau-Studiums als Student an der Kunstakademie in Düsseldorf nachging.
Die Drucke auf Holzbasis, die er für die „Fliegenden Blätter“ und „Münchener Bilderbögen“ angefertigt hatte, hat er auch selbst geschnitzt.
Der Höhepunkt des Abends waren aber eindeutig die in Mundart vorgetragenen acht Kapitel des „Plisch und Plum“ — nach „Max und Moritz“ wohl die bekannteste Bildergeschichte Wilhelm Buschs. Damit auch in der Mundart Ungeübte auf ihre Kosten kamen, wurde jedes Kapitel zuerst in der Originalausgabe vorgetragen und anschließend in sieben verschiedenen Dialekten wiedergegeben.
So glänzte Karl Heinz Stumps mit einer moselfränkischen Übersetzung und Elfriede Hüsch mit ihrem Hunsrücker Dialekt, während Christa Stumps eins der Kapitel in bestem Kölsch vortrug. Aber auch an dem Friedberger Dialekt von Waltraud Horst, dem Zonser Platt von Maria Decker-Bock, dem Emsländer Plattdüütsch Josef Tiekes und dem Bodenheimer Dialekt von Irmgard Kress hatten die Gäste viel Freude. Einen tollen Einstand mit viel Applaus feierte Kämmerer Kai Uffelmann, der als Neumitglied der Heimatfreunde das letzte Kapitel in Frankfurter Bankenslang vortrug.
Zwischen den einzelnen Programmpunkten wurde ein Menü serviert, das vom Zonser Männerkochclub frei nach Wilhelm Busch („Mancher gibt sich viel Müh mit dem lieben Federvieh“) zusammengestellt wurde. Und auch der Weingenuss kam freilich nicht zu kurz.