Erftverband mit neuem Konzept
Der „Masterplan Abwasserbeseitigung 2025“ zeigt unter anderem neue Wege für eine effizientere Energienutzung auf.
Rhein-Kreis Neuss. Der Strompreis werde sich bis zum Jahr 2022 allein um 20 Prozent verteuern, verkündete Norbert Röttgen im Dezember vergangenen Jahres, als er noch Umweltminister war.
Und da die Kläranlagen zu den größten Stromverbrauchern in Kommunen zählen, ist diese Aussage für den Erftverband ein Schreckensszenario, wie Vorstand Wulf Lindner bei der Vorstellung des Jahresberichts 2011 am Mittwoch konstatierte.
40 Klärwerke betreibt das Wasserwirtschafts-Unternehmen mit Sitz in Bergheim. Vier von ihnen sind bereits mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Allein auf dem Gruppenklärwerk Nordkanal in Kaarst wird eine Fläche von 2064 Quadratmetern genutzt, um aus Sonnenstrahlen Strom zu machen — und es sollen noch weitere Kläranlagen mit Photovoltaik-Elementen ausgestattet werden.
„Zudem lassen wir derzeit Windkraftanlagen auf Genehmigungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit prüfen“, erklärte Norbert Engelhardt, Bereichsleiter Abwassertechnik, am Mittwoch.
Diese Maßnahmen gehören zum „Masterplan Abwasserbeseitigung 2025“. Denn der Erftverband schaut in die Zukunft: Energiewende, Klimawandel und demografische Entwicklung hat man ebenso im Blick wie die wirtschaftliche Optimierung der Abwasserbeseitigung, die technische Optimierung der Anlagentechnik und die Erfüllung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Sie schreibt den Verbänden seit dem Jahr 2000 vor, die Wasserpolitik stärker auf eine nachhaltige und umweltverträgliche Nutzung auszurichten.
Dazu zählt unter anderem die Renaturierung der Erft. Ein so genannter Retentionsbodenfilter, der sowohl Regen als auch Abwasser durch eine Sandschicht filtert, ist in Niederaußem bei Bergheim gebaut und im November vergangenen Jahres in Betrieb genommen worden. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro
Das Becken hat ein Rückhaltevolumen von 19 000 Kubikmetern. Genug, um den Gillbach bei Starkregen zu entlasten und eine Überflutung des Gewässers mit ungeklärtem Abwasser zu vermeiden. Die hatte im Juni 2009 zu einem Fischsterben im Gillbach geführt.
Ein noch größeres Vorhaben ist und bleibt zudem die Renaturierung der Erft — insbesondere mit Blick auf das Ende des Tagebaus.