Galerie Dielämmer zeigt die weibliche Sicht der Dinge
In der Galerie Dielämmer zeigen drei Künstlerinnen ihre sehr unterschiedlichen Arbeiten.
Grevenbroich. Ein Netz, groß genug für mehrere Menschen, eine rote Lache auf dem Gehweg und alte Puppen schauen gleichgültig zu. Es ist alles andere als gemütlich, was die Künstlerinnen Elke Fricke, Bella Frauenlob und Conny Schoenwald da präsentieren — eher ein Kontrastprogramm zur behaglichen Wochenendstimmung. Seit am Mittwoch ist die Ausstellung mit dem Bandwurm-Titel „sonntagnachmittagstattkaffeeundkuchen“ in der Galerie Judith Dielämmer zu sehen.
Verstörend? Gewiss. Gleichwohl machen die Arbeiten neugierig, welche Geschichten hinter den Gemälden, Collagen, Fotografien und Objekten stecken mögen. Gemeinsam ist den Künstlerinnen ihr Engagement bei der Gemeinschaft „GEDOK A 46“, in der sich Kunstförderer und Künstlerinnen aller Sparten zwischen Heinsberg und dem Sauerland zusammengeschlossen haben.
Die „GEDOK“ versteht sich als Zusammenschluss von kunstschaffenden Frauen. So spiegelt auch die Ausstellung spezifisch weibliche Sichtweisen auf die Welt und ihre Abgründe wider. Und sie zeigt, dass es „die“ eine weibliche Perspektive gar nicht gibt.
„Rendezvous im Netz“ hat Bella Frauenlob ihre raumgreifende Installation aus einem monströsen Einkaufsnetz und zwei Stühlen genannt. Herausfordernd war bereits die Herstellung des Riesen-Netzes. „Mein Mann sagte, du häkelst einen Alien“, erinnert sich die Künstlerin. Der Wust aus Maschen ist nun gebändigt, doch das Fremdartige bleibt. Im Netz lauert es in jedem Online-Kontakt. Auch in ihrer Malerei geht die Wahl-Neusserin vom scheinbar Wohlbekannten aus, gewinnt ihm unerwartete Facetten ab. Die Landschaft zwischen Wuppertal und Aachen bringt sie beispielsweise mit Mitteln der Collage auf die Leinwand, angeregt durch Satellitenbilder von Google Earth.
Die Hildener Fotografin Conny Schoenwald hat sich in vielen Arbeiten mit Puppen auseinandergesetzt, vielfach mit abgeliebten Schätzchen vom Flohmarkt. Trotz aller pausbäckigen Niedlichkeit der Puppen sieht sie auch das Abgründige, wenn sie etwa in einem ihrer Modelle eine „Nazitante“ ausmacht, jederzeit bereit zum bösartigen Rumkommandieren. „Man projiziert die eigenen Emotionen in die Puppen hinein“, bemerkt Conny Schoenwald in ihrer Arbeit immer wieder. Dies gilt auch für ein weiteres Lieblingsmotiv der Fotografin, für die wandelbaren und doch immer gleichen Schaufensterpuppen.
Auch die dritte Künstlerin, Elke Fricke aus Düsseldorf, zeigt Fotografien. Unter dem Arbeitstitel „Bodenberührungen“ geht es ihr darum, den eigenen Boden zu finden, den Blick auf Dinge zu lenken, die allzu oft übersehen werden. Etwa auf den roten Fleck auf dem Gehweg, fotografiert vor Jahren in Syrien. Sicher, es ist nur Fruchtsaft aus einem umgestoßenen Plastikbecher, und doch geht von dem schlichten Foto, gerade nach den dortigen Kämpfen in den letzten Monaten, eine beklemmende Wirkung aus.
“ Die Ausstellung läuft bis 24. Februar, Öffnungszeiten: Sonntag von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung, unter 2 0 21 31/ 31 66 75.