Geheimnis um schwebende Steine
Jürgen Zaun zeigt seine Werke in der Galerie Judith Dielämmer.
Grevenbroich. Er bringt liebgewonnene Vorstellungen ins Wanken und Steine zum Schweben. Anfang des Jahres wurde der Steinbildhauer Jürgen Zaun mit dem Preis der Galerie Judith Dielämmer ausgezeichnet. Seit Freitag ist seine Ausstellung in den Räumen an der Königstraße zu sehen. Gezeigt werden Objekte und Installationen aus mehr als 20 Jahren. Sie bestehen aus massivem, weitgehend unbearbeitetem Stein, etwa Granit, Basalt und Schiefer, oft von Draht und Eisenträgern in der Schwebe gehalten.
Neun Arbeiten hat Zaun zusammengestellt, von denen einige nur selten oder noch gar nicht öffentlich zu sehen waren. Wer Jürgen Zauns Ausstellung in der Versandhalle im vergangenen Jahr besucht hat, wird den unverwechselbaren Stil des Künstlers wiedererkennen. Und ins Staunen geraten — wieder einmal. Über Steinbrocken, die scheinbar schwerelos über den Köpfen schweben, oder über eine luftige Bogenkonstruktion zwischen einer Wand und einem Pfeiler.
„Wie kann das überhaupt halten?“, fragen sich Betrachter unvermittelt, suchen vergebens nach Spuren einer Verzapfung. Zwei Granitquader mit einem Schlussstein dazwischen, „ist doch klar, dass es halten muss“, sagt Jürgen Zaun. „Nach demselben Prinzip hat man früher Brücken gebaut.“ Dennoch bleibt ein Geheimnis, die Faszination. „Dann hab’ ich schon gewonnen“, sagt Zaun mit verschmitztem Lächeln, „die Leute beschäftigen sich damit.“
Um nichts anderes geht es ihm: Genauer hinschauen, eigene Annahmen in Frage stellen, erfahren, dass man die Dinge auch ganz anders sehen kann, nicht nur, wenn es um schwebende Steine geht. „Wir haben es hier mit durch und durch politischen Aussagen zu tun“, sagt Künstlerin Janne Gronen in ihrer Einführungsrede.
Wie die Kunstwerke nun zu deuten sind, das überlässt Jürgen Zaun dem Betrachter. Deshalb verzichtet er bei fast allen Arbeiten wie auch der Ausstellung selbst auf Titel.
Auch eine der seltenen Ausnahmen, der „Landauer“, entzieht sich einer einfachen Deutung. Das Objekt: zwei eiserne Radgestelle, verbunden durch eine Achse und bereift mit Granitblöcken. Der eine mag bei dem Titel an Gustav Landauer denken, den 1919 ermordeten Anarchisten und Philosophen. Andere Betrachter denken vielleicht an eine offene Kutsche, „das Gefährt der Prinzen“, wie es Janne Gronen formulierte. Und vieles mehr.