Ergebnis der Sondierung steht noch nicht fest Die Suche nach der Bombe am Grevenbroicher Bahnhof
Grevenbroich · Auf der Suche nach einem möglichen Blindgänger setzte eine Spezialfirma am Dienstag 37 Bohrlöcher am Bahnhofsvorplatz. Noch steht nicht final fest, ob eine Evakuierung wegen einer Bombenentschärfung nötig sein wird.
Ein gewaltiger Bohrer fraß sich in die Erde. Die Fläche im Dreieck von Bahnstraße, Dechant-Schütz-Straße und Bahnhofsvorplatz ließ der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung wegen des Verdachts auf einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersuchen. Der Verdacht beruhte laut Stadt auf der Auswertung von Luftbildaufnahmen.
Die Lage der Sondierungsfläche hat es in sich: mitten im dicht besiedelten Bahnhofsviertel, direkt eben der Bahnstation. Die Evakuierung eines Bereichs im 500-Meter-Radius hatte die Stadt vorbereitet – mit 3230 dort lebenden Menschen. Die gute Nachricht: Sie konnten am Dienstag in ihren Häusern bleiben. Evakuiert wurde nicht – noch nicht. „Die Sondierungsbohrungen sind abgeschlossen. Ob dort eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg liegt, steht weiterhin nicht fest“, erklärte Stadtsprecher Lukas Maaßen am Nachmittag. „Das Untersuchungsergebnis des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung lässt auf sich warten.“ Es liege „im Lauf der nächsten Tage“ vor.
Dass etwas Besonderes in der Luft lag, war am Dienstag an der Präsenz mehrerer Einsatzfahrzeuge des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) der Stadt und der Polizei zu erkennen, die vor dem Bahnhof standen. Circa ein halbes Dutzend OSD-Mitarbeiter standen einige Meter von der Sondierungsstelle entfernt.
Dort war am späten Mittag etwa die Hälfte der 37 Bohrlöcher gebohrt. Pinkfarbene Markierungen zeigten die Orte der Probebohrungen an. Eine sieben Meter lange Bohrschnecke wurde in die Tiefe getrieben. Dann werde ein blaues Rohr in das Loch eingelassen, erläuterte ein Mitarbeiter der Kampfmittelräumfirma aus dem ostwestfälischen Warburg. In das Rohr wiederum werde eine Sonde eingeführt, und wenn die langsam wieder hochgezogen wird, werde ferromagnetisch alles gemessen, was im Umfeld „aus Eisen ist“. Doch das kann vieles sein. Nun müssen die Ergebnisse analysiert werden, ob sich der Verdacht nach einem Blindgänger erhärtet. Es wäre nicht der erste. Anfang 1945, als sich die Front bereits Grevenbroich näherte, flogen britische und amerikanische Verbände im Januar/Februar sieben Luftangriffe auf die Stadt. Beim wohl schwersten am 14. Januar mit 151 Bombern starben circa 30 Menschen. In den nächsten Jahrzehnten rückten immer wieder Kampfmittelräumer an. So wurde 2021 auf dem Orkener Kirmesplatz eine Sprengbombe entschärft, sie lag in sechs Metern Tiefe.
Einfach darauf hoffen, dass es sich beim aktuellen Verdacht auf irgendeinen ungefährlichen Schrott handelt, durfte die Stadt nicht. Die Evakuierung eines 500-Meter-Radius wurde vorbereitet – und die Pläne könnten in den nächsten Tagen umgesetzt werden. Davon würden nicht nur Bewohner betroffen sein.
Verkehrsschlagadern wie der Elsbachtunnel müssten gesperrt und lahm gelegt, der gesamte Zugverkehr im Bahnhof gestoppt werden. Auch Museum, Finanzamt sowie Teile der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule liegen im 500-Meter-Radius. Im Evakuierungsfall werden Lautsprecherwagen der Feuerwehr die Bevölkerung auffordern, der Häuser zu verlassen. Polizei und Ordnungsamt werden in den Straßen kontrollieren, ob noch sichtbar jemand im Haus ist. „Manche ältere Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, sehen das etwas lockerer und wollen dann im Haus bleiben“, sagt Wolfgang Jurk vom Ordnungsamt. Kranke werden mit Krankentransportwagen des Roten Kreuzes aus der Zone herausgebracht.