Politik in Grevenbroich Politiker fordern Integrationsbüro für das Bahnhofsviertel
Grevenbroich · Trotz städtebaulicher Verbesserungen geht es weiter bergab mit dem Viertel, beklagt die Fraktion „Mein Grevenbroich“ und fordert Gegenmaßnahmen.
Im Bahnhofsviertel soll – möglichst zentral – ein Büro für Integrationsarbeit eingerichtet werden. Das fordert die Fraktion „Mein Grevenbroich“, die sich von einem solchen Angebot eine Verbesserung des Zusammenlebens im Quartier verspricht. Ein entsprechender Antrag wurde jetzt in der jüngsten Sitzung des Stadtrats vorgelegt.
Im Bahnhofsviertel leben höchst unterschiedliche Menschen auf engem Raum zusammen und bilden einen Mix aus kultureller Vielfalt. Doch: „Nicht alle, die zu uns kommen, fügen sich automatisch in die Gesellschaft ein – das ist nun mal der illusionslose Blick auf die Wirklichkeit“, sagt Fraktionsvorsitzende Martina Suermann, die selbst im Bahnhofsquartier lebt. Ihre Feststellung: Manchen Bewohnern seien „die Grundregeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens“ nicht geläufig, daher käme es oft zu Konfrontationen mit anderen Anliegern.
Beispielhaft nennt Suermann die häufigen Treffen von Familien auf dem neugestalteten Platz der Deutschen Einheit, die bis in die Nachtstunden mit Ruhestörungen verbunden seien. „In der Kultur dieser Menschen spielt sich das Leben vielfach draußen ab, vor allem in der warmen Jahreszeit. Für sie ist das normal – nur gelten hier andere Regeln, die ihnen vermittelt werden sollten, damit alle miteinander gut klar kommen“, sagt die Fraktionsvorsitzende.
Nachdem das Bahnhofsviertel im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungs-Konzepts (ISEK) in den vergangenen Jahren schrittweise auf Vordermann gebracht wurde, müsse nun – „wie schon zu Beginn prognostiziert“ – auch die soziale Komponente berücksichtigt werden, appelliert Suermann im Antrag von „Mein Grevenbroich“. Denn trotz aller städtebaulichen Verbesserungen setze sich der „Trading Down“-Prozess fort, das Quartier befinde sich weiterhin in der Abwärtsspirale. Das sei auch an der zunehmenden Vermüllung der Straßen festzumachen. Vor diesem Hintergrund sei es unabdingbar, meint Suermann, „dass eine sozialraumorientierte Integrationsarbeit dort stattfindet, wo die Probleme anzutreffen sind“.
Sozialarbeiter sollen den Bewohnern Regeln vermitteln
„Mein Grevenbroich“ schlägt ein Quartiersbüro vor, das etwa gemeinsam mit Verbänden wie der Caritas, der Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt betrieben werden könne. Die Idee dahinter: Sozialarbeiter oder andere Fachleute sollen an zentraler Stelle die Grundwerte von Demokratie und Menschenrechten sowie Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens vermitteln. Aber auch Gewalt-, Kriminalitäts- und Extremismus-Prävention müsse dort stattfinden – in Zusammenarbeit mit der städtischen Ordnungsbehörde und der Kreispolizei. Zudem soll den Bewohnern des Viertels eine Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben in der Stadt ermöglicht werden.
Mit der Einrichtung eines Integrationsbüros könne ein erster und wesentlicher Schritt in Richtung einer positiven Quartiersentwicklung getan werden, meint Martina Suermann. Im Stadtrat wurde der Antrag von „Mein Grevenbroich“ noch nicht diskutiert. Die Politiker verwiesen ihn zur weiteren Beratung in den Sozialausschuss. Nächster Sitzungstermin ist der 30. Oktober.