Stadtverwaltung in Grevenbroich Umweltschützer geht in Ruhestand

Grevenbroich. · Norbert Wolf, seit 1985 Umweltbeauftragter in Grevenbroich, will sich jetzt vor allem privat um die Natur bemühen.

Die Kopfweide neben Norbert Wolf hat dieser vor genau 34 Jahren eigenhändig gepflanzt.

Foto: Dieter Staniek

Eigentlich sollte es erst 2022 soweit sein. Doch Norbert Wolf, der im Dezember 63 wird, hat sich dazu entschlossen, schon zwei Jahre früher aus den Diensten der Stadt zu scheiden. „Um den Personalhaushalt zu konsolidieren“, wie der Neuenhausener augenzwinkernd meint. Denn seine Stelle wird nicht mehr besetzt. Tatsächlich aber will er sich künftig mehr um sein großes Hobby kümmern: den ehrenamtlichen Naturschutz. „Dafür blieb immer weniger Zeit übrig.“

Den Schutz von Fauna und Flora in seiner Heimatstadt hat Wolf zum Beruf gemacht, als er 1985 vom Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath zum ersten Umweltbeauftragten ernannt wurde. „Ich habe mich damals schon ehrenamtlich für die Natur engagiert, das war ausschlaggebend“, erinnert sich Wolf. Heute, 34 Jahre später, kann der examinierte Verwaltungsmann auf eine ordentliche Bilanz zurückblicken: Grevenbroich ist durch ihn ein gutes Stück „grüner“ geworden.

In mühevoller Arbeit hat
Wolf eine Artenkartei erstellt

Das liegt auch an der Biotop- und Artenkartei, die Wolf zusammengetragen hat – um anhand dieser Listen immer wieder vor Kollegen und Politikern den mahnenden Zeigefinger zu erheben. „Damit Bauprojekte keine wertvollen Lebensräume zerstören“, sagt der 62-Jährige. Vielfach hat er Erfolge erzielen können, manchmal aber auch Niederlagen hinnehmen müssen. Den Kampf gegen die großen Windräder auf der Königshovener Höhe hat Wolf verloren. „Ich bin heute noch der Ansicht, dass die Anlagen dort oben nicht rechtmäßig stehen“, sagt er auch mit Blick auf die 130 zum Teil seltenen Vogelarten, die auf der Halde leben. Erst kürzlich hat er wieder einen Rotmilan und einen Wespenbussard unterhalb der Räder aufgelesen, erschlagen von den Rotorblättern. „Das ärgert mich, zumal dort weitere Anlagen geplant sind.“

Das Schneckenhaus – zur Landesgartenschau 1995 errichtet – hat Wolf zum Umweltzentrum ausgebaut. Dort liegt ihm nach wie vor das „Grüne Klassenzimmer“ am Herzen, in dem Kinder und Jugendliche an die heimische Natur herangeführt werden. Aber auch viele der Zivis und Bufdis, die im Schneckenhaus ihren Dienst taten, hat Wolf für die „grüne Sache“ begeistern könnten. Prominentes Beispiel ist „Fernseh-Gärtner“ Bernd Franzen, der Maschinenbau studieren wollte, im Umweltzentrum aber auf einen anderen Geschmack kam.

Schließung der Auffangstation für Tiere war für Wolf ein Rückschlag

Enttäuscht ist Wolf darüber, dass die Tierauffangstation des Schneckenhauses vor einigen Jahren vom Kreis geschlossen wurde. „Dort wurde hervorragende Arbeit geleistet“, sagt der 62-Jährige. Bis zu 1000 verletzte, entkräftete oder verlassene Tiere wurden jährlich im Bend abgegeben und von liebevollen Händen wieder aufgepäppelt – von der Spitzmaus bis zum Emu. Auch heute noch wird der Umweltbeauftragte immer wieder von Grevenbroichern angerufen, die einen verletzten Schwan gesehen haben oder sich über einen ausgebüxten Leguan in ihrem Garten wundern. Dann fährt er raus, um Hilfe zu leisten – auch an Wochenenden. „Daran habe ich mich gewöhnt“, erklärt Wolf.

Der Neuenhausener hat in 34 Jahren seine Handschrift in der Stadt hinterlassen. Ein Beispiel ist der Neurather See, bei dessen Planung er maßgeblich beteiligt war. „Dort ist das Gleichgewicht zwischen Naherholung und Naturschutz gut gelungen“, meint Wolf. Denn in den Abschnitten, die für Spaziergänger gesperrt sind, haben sich viele seltene Wasservogelarten niedergelassen.

Auch wenn er bald in den Ruhestand gehen wird: Wolf will dem Schneckenhaus treu bleiben und ab und zu nach dem Rechten sehen. Dafür wird auch Lebensgefährtin Tanja Brandt sorgen, deren Eulen und Greifvögel in den Volieren auf dem Gelände des Umweltzentrums leben. Und die wollen auch mal besucht werden.