Neubaugebiet Mevissen Anwohner wollen Anbindung an die L 361
Wevelinghoven. · Wevelinghovener trafen sich zum Austausch über das neue Baugebiet. Sie fordern ein gut durchdachtes Verkehrskonzept.
Geplant wird das Neubaugebiet An Mevissen seit Jahren – ein Diskussionspunkt ist die Verkehrsanbindung der rund 300 Wohneinheiten in drei Bauabschnitten. Dies macht auch Nachbarn des Baugebiets Sorgen. Knapp 30 Menschen kamen jetzt zu einem Treffen zusammen. Eine Forderung: ein „stichhaltiges Verkehrskonzept“, wie Anwohner Volker Hein erklärt. Er wirft der Stadt „Planlosigkeit“ vor.
Die Stimmung bei Nachbarn des Areals „scheint so langsam zu kippen. Das Bauprojekt wird jetzt deutlich konkreter“, sagt der 52-Jährige, der seit fast elf Jahren an der Birkenstraße wohnt. Für den ersten, kleineren Abschnitt hat die Stadtentwicklungsgesellschaft die Vermarktung von 32 Grundstücken abgeschlossen. Ende 2019 hatte der Rat den Weg für die Bebauungsplanverfahren für den zweiten und dritten Abschnitt mit 260 Wohneinheiten, darunter rund 60 in mehrgeschossigen Bauten, frei gemacht. An der K 10 soll das Gebiet „Hilmar-Krüll-Straße“ entstehen, weiter nördlich, westlich der L 361, das Gebiet „Heyerweg“.
Volker Hein prongostiziert
eine Zunahme des Verkehrs
„Die Stadt plant ein Neubaugebiet für rund 800 Menschen mit 400 Fahrzeugen – ohne plausibles Verkehrskonzept“, kritisiert Hein. „Die L 361 wurde unter anderem als Umgehungsstraße für Wevelinghoven geplant. Und jetzt soll das Baugebiet, das direkt an der L 361 liegt, an die schon jetzt überlasteten alten Verkehrswege angebunden werden.“
So solle ein Teil des Verkehrs über den Heyerweg fließen. „Da ist doch schon jetzt morgens Chaos, wenn die Busse und Elterntaxis zur Realschule kommen“, so Hein. Mit der geplanten, größeren Gesamtschule nehme der Verkehr dort zu. Auch Diana Haese befürchtet „ein noch größeres Verkehrschaos“ im Baugebiet am Hülserweg neben dem Mevissen-Areal. Sie sorgt sich vor allem um Kinder, die zur Schule gehen.
Hein befürwortet Kreisverkehr am Knotenpunkt L 361 und K 10
Auch die Ortsdurchfahrt in Wevelinghoven wird, wie Hein erklärt, schon jetzt erheblich belastet. „Eine gute Sache“ nennt er den Vorschlag, über einen neuen Kreisel am Knotenpunkt von L 361 und K 10 eine Straßenanbindung zu schaffen.
Nach Auskunft aus dem Rathaus sind Entscheidungen zur Verkehrsanbindung noch nicht gefallen. „Ein Verkehrsgutachten ist in Arbeit. Untersucht wird, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Baugebiete zu erschließen, ohne Wevelinghoven zu überlasten“, betont Stadtsprecher Stephan Renner. Die Mevissen-Anbindung an die L 361 oder K 10 hat auch die Stadt im Blick. Sie wird zudem von vielen Politikern gefordert, doch laut Renner stehen der Landesbetrieb Straßen NRW beziehungsweise der Kreis solchen Plänen kritisch gegenüber.
Für Diskussionsbedarf ist also weiter gesorgt. Wie Hein erklärt, wird in Wevelinghoven überlegt, „einen unabhängigen Gutachter einzuschalten“, um ein Verkehrskonzept zu entwerfen und die Auswirkungen der städtischen Planung zu prüfen. Nach Ansicht Heins ist „die gesamte Infrastruktur des Ortes bei Weitem nicht auf die neuen Anwohner vorbereitet. Der Parkplatz auf dem Marktplatz mit Aldi und Rewe sei bereits heute zeitweise völlig überfüllt, erklärt der Wevelinghovener. Zusätzlicher Wohnraum müsse zwar geschaffen werden, „aber dafür muss auch die Infrastruktur stimmen“. Er befürchtet zudem, dass im Ort künftig „wild geparkt“ werde. Für das Neubaugebiet seien zu wenig Parkmöglichkeiten eingeplant. So seien für den neuen Kindergarten an der Birkenstraße lediglich fünf Stellplätze vorgesehen – zu wenig angesichts 13 Erzieher und der Eltern, die ihre Kinder zu Kita bringen, sagt Hein.
Stadtsprecher Renner weist darauf hin, dass Bürgermeister Klaus Krützen im vergangenen Herbst angekündigt habe, den Rahmenplan für Mevissen zunächst nicht in Gänze, sondern nur in Teilbereichen umzusetzen, um Auswirkungen auf die Gartenstadt aufzufangen. Mevissen dürfe Wevelinghoven „nicht überfordern“, so Krützen. Ein geplanter, vierter Bauabschnitt wird vorerst nicht realisiert, es bleibt eine Bebauungslücke. Die Stadtentwicklungsgesellschaft hatte dort, wie Planungsausschussvorsitzender Wolfgang Kaiser erklärte, mit einigen Grundstückseigentümern keine Einigung über den Preis erzielt.
„Wir fordern mehr Transparenz und Gespräche mit den Anwohnern“, sagt Hein. „Für uns Wevelinghovener ist das auch ein Testfall für die Demokratie. Wie sehr nehmen Politiker die Bürger, Steuerzahler und Wähler noch wahr?“ Renner erklärt, dass zum B-Plan-Verfahren auch eine Bürgerbeteiligung gehört.