Kompetentes Team bildet Frauenärzte in Eritrea aus Grevenbroicher Mediziner helfen in Afrika

Grevenbroich/Asmara. · In Asmara, der Hauptstadt von Eritrea, geben Grevenbroicher Ärzte Hilfe zur Selbsthilfe.

Der Grevenbroicher Gynäkologe Christian Gnoth hat mit Kollegen den Verein „Medical education an training for Africa“ gegründet. 

Foto: Christian Gnoth

Ursprünglich entstanden aus der Kinderhilfsorganisation „Hammer Forum“, haben Grevenbroicher Frauenärzte mit Kollegen den Verein „Medical education and training for Africa“, kurz MET4A, gegründet. Ziel ist, die medizinische Versorgung in der Frauenheilkunde in Asmara, Eritrea, nachhaltig sicherzustellen – und zwar per Hilfe zur Selbsthilfe. Jetzt waren Ärzte wie der Frauenheilkundler und In-Vitro-Fertilisationsexperte Christian Gnoth und Kollegen vor Ort. „Es war der erste Einsatz des neuen Vereins“, berichtet er über die intensive Arbeit vom 9. bis 23. März in Ostafrika.

„Das wichtigste für ein gesundes Kind ist die gesunde Mutter“, lautet ein Leitmotiv des Vereins. Prinzipiell sei die Medizinausbildung im Land gar nicht schlecht. Allerdings bekommen junge Ärzte keine Fortbildung. „Und es herrscht ein großer Mangel an Fachärzten.“ MET4A setzt auf Nachhaltigkeit und Kontinuität. „Wir begegnen den Kollegen auf Augenhöhe, das weckt ihr Interesse und motiviert zum weiteren Austausch“, sagt Gnoth.

Viele der Vereinsmitglieder sind auslandserprobt, konnten bei ihren Einsätzen wichtige Erfahrungen sammeln. Ihre fachliche Unterstützung wird angenommen, wenn sie unter der Prämisse der Eigenverantwortung umgesetzt werden kann, weiß Christian Gnoth aus eigener Erfahrung. Ein weiterer Fortbildungsaspekt ist: Anders als in Deutschland kommen die meisten Kinder Eritreas ganz ohne ärztliche Hilfe auf die Welt, berichtet der Gynäkologe. Geburtsbegleiter sind hier fast immer und ausschließlich Hebammen. Weiterer Unterschied zu Deutschland: die afrikanische Hebamme ist männlich. „Hebammen tragen also eine hohe Verantwortung“, weshalb ihre Aus- und Fortbildung diesmal im Fokus stand. In Deutschland zum Standard gehörende Vorsorgemaßnahmen wurden vermittelt, ebenso wie der korrekte Umgang mit dem Ultraschallgerät.

Christian Gnoth war bereits
zum achten Mal an der Klinik

„Wir haben nichts revolutioniert. Das können wir auch gar nicht“, sagt der Grevenbroicher mit Blick auf die Zustände in Sachen medizinischer und technischer Ausstattung. Für Europäer unvorstellbar sei beispielsweise, dass es in manchem Kreißsaal kein fließendes Wasser gibt. Auch Stromanschlüsse sind nicht immer vorhanden, um technisches Equipment
einzusetzen.

„Aber wir können Akzente setzen. Es sind immer Einzelfälle, die viel bewirken“, erzählt er. Nach europäischem Standard sei das „nichts Großes, schon gar nichts Heroisches“, aber für die Patienten eben entscheidend – weil etwa „klare Diagnosen“ gestellt und entsprechende Behandlungskonzepte ergriffen würden.

Christian Gnoth war bereits zum achten Mal an der Klinik, „ein Riesenkrankenhaus“, wie er das Haus mit seinen 8000 bis 10 000 Geburten im Jahr beschreibt. Zum Vergleich: Die Klinik St. Elisabeth verzeichnet etwa 500 Geburten per anno. Der Zweck von Entwicklung ist die Schaffung von Bedingungen, in denen Hilfe nicht mehr benötigt wird – und „dafür heißt es, am Ball zu bleiben“, betont Professor Gnoth, wie wichtig Kontinuität bei diesem Projekt ist. Sein Kollege Professor Hellmut Kaulhausen aus Radevormwald, Mitstreiter der ersten Stunde, sei es zu verdanken, dass jetzt die erste Generation gut ausgebildeter Frauenärzte in Asmara praktiziere. Damit weitere folgen, reisen Vereinsmitglieder im Oktober wieder nach Eritrea.