Protest gegen neue Straße in Grevenbroich-Kapellen Anschaulicher Protest gegen L 361n
Wevelinghoven · Mit Plane und Dachlatten machte eine Bürgerinitiative das Ausmaß der geplanten Trasse deutlich. Zu Gast war dabei ein Abgeordneter des Bundestages.
. Die eigentlich simple Konstruktion erzeugte Wirkung: Mit Dachlatten und Flatterband machten die Mitglieder des Bündnisses „Nein zur L 361n“ vor Ort die Dimensionen des Damms deutlich, auf dem die umstrittene Trasse der Landstraße einmal verlaufen soll. Bis zu sechs Meter hoch und rund 35 Meter breit – „ein Dinosaurier, der nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Dirk Schimanski, Sprecher der Initiative. Wo und vor allem wie nahe die Trasse zum Teil an der Wohnbebauung vorbeiführen soll, wurde anhand eines maßstabsgetreuen Modells verdeutlicht, das auf Basis von Satellitenfotos erstellt wurde.
Grund für die Präsentation im Landschaftsschutzgebiet war ein Besuch des grünen Bundestagsabgeordneten Oliver Krischer, der auf Einladung des Bündnisses am Donnerstagabend in die Erftaue kam. Dabei wurde deutlich: Das Nein zur L 361n wird eines der zentralen Themen sein, mit dem die Grevenbroicher Grünen in den Kommunalwahlkampf 2020 ziehen wollen. Voraussichtlich Ende September will die Stadtpartei ihren Bürgermeisterkandidaten vorstellen. „Bis dahin werden wir keinen Namen nennen“, sagt Sprecher Peter Gehrmann. „Es wird jemand sein, der unsere Themen, zu denen auch Nahverkehr und Strukturwandel zählen, sehr gut vertreten wird.“
CDU, SPD und FDP sind Befürworter der drei Kilometer langen Trasse, Bürgermeister Klaus Krützen sei „knallhart an deren Seite“, meint das Bündnis. Die Grünen, die Krützen noch beim Wahlkampf 2014 unterstützten, wollen dem etwas entgegen setzen – „zu Recht“, wie Oliver Krischer meint: „Denn das ist das absurdeste Straßenbauprojekt im Rheinischen Revier“, sagte der Dürener. „Eine Trasse, die mitten durch die Natur führt und die Landschaft zubetoniert, hat mit Strukturwandel nichts zu tun – sie konterkariert all das, was derzeit über Umwelt und Klima diskutiert wird.“ Die Stadt Grevenbroich sollte sich besser darauf konzentrieren, den Kraftwerksstandort Frimmersdorf zukunftsfähig zu gestalten.
Hans Christian Markert, umwelt- und energiepolitischer Sprecher der Grünen im Kreistag, geht davon aus, dass das Straßenbauprojekt rund 80 Millionen Euro verschlingen könnte. Gerade was die Kosten betrifft, zeigte sich Oliver Krischer „nicht pessimistisch“, dass „die L 361n so nicht kommen wird“ – aber: „Es ist ein langer Kampf, bis ein solches Ding einmal tot ist“, gab der Bundestagsabgeordnete zu bedenken.
Die Marschrichtung der Grünen: Druck gegen die Planung erzeugen – auf Bundes-, Landes-, Kreis- und Stadtebene. „Wir werden die Landstraße 361n auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses setzen“, kündigte Hans Christian Markert an. Sein Vorschlag: Am 20. September, dem weltweiten Klimastreiktag, sollte eine größere Aktion in der Erftaue organisiert werden, mit möglichst vielen Beteiligten – „um deutlich auf die Schäden für Natur und Umwelt hinzuweisen, die mit dieser Straße verbunden sind“.
Würde die L 361n gebaut, werde der Verkehr zunehmen, insbesondere Lkw-Fahrer würden die Straße als Abkürzung zur A 46 nutzen, befürchtet das Bündnis. Als Alternative schlägt die Initiative die sogenannte Westtangente vor, die entlang des Kapellener Neubaugebiets schon zum Teil realisiert wurde. Und: Die Stadt sollte sich im Rahmen des Strukturwandels für die Förderung der E-Mobilität, bessere Bahnverbindungen und den Bau von Radschnellwegen einsetzen, sagt Dirk Schimanski. Das seien sinnvollere Projekte als ein Straßenbau.