Kapelle in Grevenbroich-Gilverath Einer der friedvollsten Orte der Welt
Gilverath · An der Friedenskapelle in Gilverath steht am Ersten Weihnachtstag das Friedenstreffen an.
. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“, jauchzen die himmlischen Heerscharen nach der Geburt von Jesus Christus. In einer Rekordliste der friedvollsten Orte auf Erden dürfte die Friedenskapelle in Gilverath einen der vorderen Plätze einnehmen. Vor 30 Jahren hat der Jägerzug „Flotte Boschte“ das kleine Gotteshaus errichtet, und am ersten Weihnachtstag, 25. Dezember, wird die Kapelle an der Copernikusstraße wieder im Mittelpunkt eines „Friedenstreffens“ stehen.
Günter Pesch öffnet das Schutzgitter zu der gewaltigen Krippe in der Friedenskapelle. 2,20 Meter hoch ragen die Türme des nachgebildeten Immerather Doms in die Höhe. „Das war Millimeterarbeit, die Krippe hier hinein zu bekommen“, erzählt der Bäckermeister, der seit drei Jahrzehnten zusammen mit anderen immer wieder für eine ganz besondere Krippe sorgt. Mal lässt Günter Pesch Wasser vom See Genezareth einfliegen, oder er bittet Präsidenten um Zusendung einer Engelfigur – Ideen hat er reichlich.
In diesem Jahr hat er zusammen mit dem Jägerzug „St. Johannes“ die Kirche in Immerath nachgebaut, die Anfang 2018 dem Braunkohletagebau weichen musste, „ausrangiert wurde“, wie Pesch es formuliert. Das Ende der Kirche hatte ihn bewegt. Das Modell rollte zunächst beim Schützenfest in Kapellen im Fackelzug mit und wurde nun für die Krippe überarbeitet. Nun steht das Immerather Gotteshaus in Klein in Gilverath. „Die Maße habe ich mir aus Fotos in der NGZ errechnet“, berichtet Pesch. 400 elektrische Lichter illuminieren die Kirche, die Fensterscheiben sind aus Tiffany-Glas. Hinter der Eingangstür ist die Heilige Familie eingezogen, die Figuren hat Pesch als Geschenk erhalten.
Am linken Turm wird noch ein Stoffengel aus einer früheren Krippen-Aktion postiert: „Den hat mir vor einigen Jahren Annegret Kramp-Karrenbauer zugeschickt“, sagt Günter Pesch. Die frühere Ministerpräsidentin und neue CDU-Vorsitzende soll zum 30. Jahrestag der Kapellen-Einsegnung im September 2019 eingeladen werden: „Annegret Kamp-Karrenbauer hat etwas, man darf sie nicht unterschätzen“, sagt er.
In den 80er Jahren planten
die „Flotte Boschte“ den Bau
Für friedvolle Begegnungen an der Kapelle sorgen Günter Pesch und die Jägerzüge immer wieder. „Mit der Kapelle wollen wir ein Zeichen setzen für den Frieden in der Welt“, betont der 70-Jährige. „Wir waren jung, wollten die Welt auf den Kopf stellen“, sagt er lächelnd. In den 80er Jahren planten die „Flotte Boschte“ den Bau der Kapelle. Bei einer Luftballonaktion beim Sommerfest 1987 landeten 13 Ballons in der DDR. Drei der Finder – alles Rentner, die in die BRD reisen durften – kamen im September 1988 zur Grundsteinlegung, eine deutsch-deutsche Begegnung.
Schnell war klar, dass die neue Kapelle dem Frieden gewidmet werden sollte. Und aus dem Sommerfest wurde das Friedensfest. „Zwei Monate nach der Einsegnung der Kapelle 1989 wurden die Grenzen geöffnet. Es ist ein Wunder“, sagt Günter Pesch, der früher Zugführer der „Boschte“ war.
Heinz Balven und Günter Peschs Enkel öffnen und schließen die Kapellentür. Nicht nur aus Gilverath und Kapellen kommen Menschen zum Beten. In der Hecke flattern die Papier-Sterne, die Kapellener Grundschüler aufgehängt haben. „Für den Frieden in der Welt erbaut“, ist im Schaukasten neben der Kapelle zu lesen.
Günter Pesch, der auch Romane schreibt, wird mit seiner positiven, integrierenden Art weiter für den Frieden werben. Das Prinzip, nach dem er lebt: „Dankbar sein für den geschenkten Tag.“ Vor einigen Jahren wollte er mit dem Krippenbau aufhören – und macht doch weiter. „So lange der liebe Gott mir Gesundheit schenkt – und so lange ich Platz für die Krippen habe.“ Alle Werke sind nämlich im Krippen-Atelier von Pesch erhalten geblieben.
Das friedvolle Treffen am Ersten Weihnachtsfeiertag an der Krippe mit dem jungen Geigenspieler Klaus-Wilhelm Kaster aus Düsseldorf beginnt um 16 Uhr. Die „Flotte Boschte“ um Zugführer Torsten Pesch servieren Glühwein. Bis zum 2. Februar wird die Krippe in der Kapelle zu sehen sein, täglich von 10 bis 18 Uhr, an den Weihnachtsfeiertagen bis 20 Uhr.