Kohleausstieg in Grevenbroich RWE legt das alte Kraftwerk Neurath still – ab April laufen nur noch die BoA-Blöcke
Neurath · Der Energiekonzern schickt Ende März insgesamt fünf Kraftwerksblöcke im Rheinischen Revier in Rente. In Neurath betrifft das gleich drei – und zwar im alten Kraftwerksteil: „Cäsar“, „Dora“ und „Emil“.
RWE Power setzt den Kohleausstieg im Rheinischen Revier fort und zieht zum Ende dieses Monats den Stecker an gleich fünf Braunkohleblöcken: In Niederaußem (Kreis Bergheim) werden zwei Blöcke endgültig stillgelegt, in Neurath drei. In Neurath bedeutet das Aus für die Blöcke C (300 Megawatt) sowie D und E (jeweils 600 Megawatt) de facto den Abschied vom alten Kraftwerksteil. Der Betrieb dort wird nach Ostersonntag Geschichte sein. Ab April werden am Standort nur noch die nebenan liegenden, leistungsstärkeren BoA-Blöcke „Friedrich“ und „Gustav“ mit je 1100 Megawatt laufen, die erst 2012 in Betrieb genommen worden waren.
Ursprünglich war vorgesehen, die Blöcke im Altteil des Kraftwerks schon früher in Rente zu schicken. Nach einer Verfügung des Bundes war etwa Block „Cäsar“ für eine längere Laufzeit aufwendig instandgesetzt worden. Der Block wurde (genauso wie seine beiden Geschwister in Niederaußem) „reanimiert“ und stand ab Oktober 2022 wieder zur Verfügung. Die Blöcke „Dora“ und „Emil“ in Neurath sollten gemäß des Kohleausstiegsgesetzes eigentlich schon Ende 2022 vom Netz gehen. Dieser Schritt war aufgrund der Gasmangellage in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine jedoch ausgesetzt worden – bis jetzt, Ende März 2024.
Die drei alten Blöcke in Neurath waren seit Mitte der 1970er Jahre in Betrieb und haben fünf Jahrzehnte lang einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung geleistet. Und das auch in Krisenzeiten. Folglich endet nun eine Ära. „RWE Power und unsere Beschäftigten standen bereit, als wir in der Energiekrise gebraucht wurden. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben einen enormen Einsatz gezeigt. Dafür danke ich jedem Einzelnen“, sagt Frank Weigand, Vorstandsvorsitzender bei RWE Power: „Neben dem zuverlässigen Betrieb unserer verbleibenden Kraftwerksblöcke stehen in den kommenden Jahren weiterhin die Vorbereitung des Kohleausstiegs und die abschließende Rekultivierung im Mittelpunkt unserer Arbeit.“
Stichtag für die Abschaltung der Blöcke C, D und E in Neurath sowie der Blöcke E und F in Niederaußem ist der 31. März. RWE Power will den Kohleausstieg – wie vereinbart – bis zum Jahr 2030 abschließen. Die Stilllegung der fünf Blöcke trägt zu einer weiteren Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Insgesamt hat RWE seit Ende 2020 bereits zwölf Braunkohlekraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 4200 Megawatt stillgelegt. Zusätzlich wurde Ende 2022 die Brikettproduktion eingestellt und damit eine Kraftwerksleistung von 120 MW vom Netz genommen, wie das Unternehmen mitteilte.
Zum Jahreswechsel soll auch ein 300-Megawatt-Block des Kraftwerks Weisweiler abgeschaltet werden, so dass im Jahr 2025 nur noch sieben von ehemals 20 Kraftwerksblöcken in Betrieb sein werden. Die Braunkohle-Kapazität im Rheinland beträgt dann nur noch etwa die Hälfte der ursprünglichen Gesamt-Kraftwerksleistung. In den darauffolgenden Jahren stehen weitere Stilllegungen an.
RWE schaut aber auch nach vorne. Um zum Gelingen des Kohleausstiegs beizutragen, plant der Energiekonzern den Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken an eigenen Kraftwerksstandorten. Sie sollen mindestens drei Gigawatt bringen. Bedingung ist allerdings, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen solche Investitionen erlauben – „und das Unternehmen bei den von der Bundesregierung angekündigten Ausschreibungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke erfolgreich ist“, wie RWE Power mitteilte. Dass auch Grevenbroich Wasserstoff-Standort werden könnte, ist in den vergangenen Monaten zumindest nicht ausgeschlossen worden.
Im Rahmen seiner globalen Investitions- und Wachstumsstrategie möchte RWE auch sein grünes Kerngeschäft deutlich ausbauen. Allein in Deutschland plant das Unternehmen für die kommenden sechs Jahre Investitionen von bis zu elf Milliarden Euro netto. Das Geld soll in Offshore- und Onshore-Windkraft fließen, darüber hinaus in Solaranlagen, in Batteriespeicher, in flexible Backup-Kapazitäten – und eben auch in Wasserstoff.