Streicheleinheit für Langohren
Josef Kivilip züchtet seit fast 35 Jahren Kaninchen und investiert viel Zeit in sein Hobby.
Grevenbroich. An die 70 große und kleine Langohren tummeln sich bei Kaninchenzüchter Josef Kivilip (Foto). Schon im Januar sind die ersten Jungtiere zur Welt gekommen, nun hoppelt der Nachwuchs schon munter herum. „Alles englische Schecken“, sagt er voller Stolz. Beim Kaninchenzüchten ist der 61-Jährige ein alter Hase: 1977 kam Kivilip durch einen Onkel zu diesem Hobby. Seither hat sich der Kapellener unter Züchtern einen Namen gemacht. Schon mehrmals wurde er mit seinen Tieren bei Ausstellungen als Vereins- und Landesmeister ausgezeichnet.
Für Fans von Rassekaninchen hat Grevenbroich übrigens eine ganz besondere Bedeutung. Hier entstand vor mehr als hundert Jahren eine eigene Rasse, der Rheinische Schecke. Ein bisschen spielte der Zufall damals mit: Es war 1902, als Josef Heintze in seinem Stall an der Kölner Straße in einem Wurf ein dreifarbiges Kaninchenbaby entdeckte. Das hatte er nicht geplant. Aber ihm gefiel die Farbe und nach drei weiteren Jahren Zucht wurde die neue Rasse vom Verband anerkannt.
Zu den Vorfahren der Rheinischen gehören auch englische Schecken. Für den Laien sehen die beiden einander sehr ähnlich. Dennoch sind es zwei verschiedene Rassen, wie der Fachmann gleich erkennt. Wer die dreifarbigen Rheinischen in natura sehen will, muss heutzutage allerdings raus aus der Schlossstadt. Die Rasse wird vielerorts in Deutschland gezüchtet, „nur nicht in Grevenbroich“, wie Kivilip sagt. Seine Mümmelmänner, die Englischen Schecken, sind zweifarbig. Bei manchen Tieren sind die Flecken schwarz, bei anderen blau oder braun.
Josef Kivilip investiert eine Menge Zeit in sein Hobby. Allein für Fütterung und Pflege geht eine Stunde drauf — jeden Tag. Dazu kommen regelmäßig Reisen zu Ausstellungen. „Meine Frau nimmt das ganz gelassen“, sagt er schmunzelnd. Dass das Ehepaar sich trotzdem die Zeit für Urlaubsreisen gönnen kann, verdankt es seinem Sohn. Der wohnt nebenan und springt bei Bedarf als Kaninchensitter ein. Vor Jahren hatte er sogar eigene Tiere. „Später, im Jugendalter, kamen andere Interessen“, erinnert sich Josef Kivilip. Kein Einzelfall, wie er immer wieder beobachtet. Nur wenige Jugendliche steigen in die vereinsmäßige Kaninchenzucht ein. Die meisten beschäftigen sich in der Freizeit lieber mit dem Computer. Anderen fehlt es in der Etagenwohnung schlicht an Platz für die Tiere.
Doch der Aufwand lohnt sich, ist Josef Kivilip überzeugt. Nur eines dürfe man nicht: Sein Herz an Lieblingstiere hängen. Denn irgendwann muss ein Züchter von jedem Langohr Abschied nehmen: „Viele werden später als Zuchttiere verkauft. Oder sie landen irgendwann in der Bratpfanne.“