Ausstellung: Holzschnitte im Doppel
Die Galerie Brozio zeigt Werke von Hansen-Bahia und Michael Falkenstein.
Grevenbroich. Michael Falkenstein und Hansen-Bahia: Beide sind renommierte Künstler, Akademie-Absolvent der eine, Autodidakt der andere. Holzschnitte der beiden sind nun in einer Ausstellung bei dem Kunstfreund und Galeristen Roland Brozio zu sehen. Der Titel der Doppelausstellung: „Bunte Figuren — Schwarze Strukturen“.
Auf Hansen-Bahias Blättern tummeln sich mythische Gestalten, Mischwesen zwischen Mensch und Tier. Der Künstler kommt 1915 als Karl-Heinz Hansen in Hamburg zur Welt und erweist sich bald als umtriebiger Charakter.
Er erlernt das Malerhandwerk, schlägt sich in Italien als Eisverkäufer und Zirkusartist durch, jobbt nach Kriegsende als Journalist. Nebenbei malt er Bilder, Szenen aus dem zerbombten Hamburg ebenso wie Illustrationen zu selbstverfassten Märchen.
1949 wandert Hansen nach Brasilien aus, wo er sich als Autodidakt dem Holzschnitt widmet. Später nimmt er Lehraufträge an lateinamerikanischen Hochschulen an und wird Professor an der Kunstakademie im äthiopischen Addis Abeba. 1978 stirbt Hansen-Bahia in São Paulo.
Solch ein reisefreudiges Leben mit immer neuen Erfahrungen ist wichtig für einen Künstler, sagt auch Michael Falkenstein, Jahrgang 1971. Fremde Eindrücke bringen neue Impulse für die eigene Arbeit, ist er überzeugt. Bei dem Düsseldorfer Falkenstein waren es chinesische Mitstudenten an der Kunstakademie, die sein Interesse für die Druckgrafik weckten.
Dabei ist er als Klapheck-Schüler ursprünglich in der Malerei zu Hause: „Drei Jahre hat es gedauert, bis ich auf Holz zeichnen konnte.“ Seiner Vorliebe für konzeptionelles Arbeiten kommt ihm jedenfalls entgegen. Ein Holzschnitt bedarf präziser Planung, erklärt Falkenstein: „Anders als bei der Malerei kann man die Größe oder das Motiv nicht im Nachhinein ändern.“
Michael Falkenstein arbeitet gern auf großen Formaten, zwei Meter Seitenlänge sind keine Seltenheit. Die aktuelle Ausstellung zeigt nur eines dieser Großformate, gedruckt auf schwarzem Jacquard-Stoff. Vorlage war ein Foto vom Garten im Mailänder Prado, das Motiv ist stark abstrahiert, aufgelöst in schwarze und weiße Flächen.
Dies gilt auch für die übrigen gezeigten Arbeiten Falkensteins, darunter viele mit Personen als Motive. Teilweise lassen sie bereits erkennen, was sich der Künstler als Nächstes vorgenommen hat: „Ich möchte mich stärker der gegenständlichen Kunst, vor allem dem Porträt zuwenden.“