Toter erhält Post vom Krankenhaus

Adolf Schmitz soll seinen Aufenthalt im Krankenhaus bewerten — doch dort war er vor elf Monaten verstorben.

Foto: L. Berns

Grevenbroich. Zur Trauer über den Verlust kommen Ärger und Wut. Ein Brief aus dem Kreiskrankenhaus Grevenbroich wühlt eine Familie auf. In dem Schreiben wird Adolf Schmitz aus Kapellen gebeten, seinen Krankenhausaufenthalt im Herbst vergangenen Jahres zu bewerten. „Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit“ bedanken sich Professor Lothar Köhler und Dr. Angela Meyer vom Darmzentrum für die Mithilfe. Doch Adolf Schmitz ist tot — er starb im Oktober 2013 im Kreiskrankenhaus.

Fassungslos hielt die Familie den Brief in den Händen. „Als ich ihn gelesen hatte, ging es mir drei Tage lang schlecht“, sagt Cilli Schmitz (76). 57 Jahre lang war sie mit Adolf Schmitz verheiratet gewesen. Ihre Tochter Angelika Leeske (47) erklärt: „So etwas darf nicht passieren.“ Auch Schwiegersohn Ralf Nilgen sagt: „Das ist pietätlos.“

Im Juni vergangenen Jahres hatte Adolf Schmitz die Diagnose erhalten: Darmkrebs. Eine Bestrahlung folgte, schließlich wurde der 74-Jährige im Kreiskrankenhaus operiert. Einige Tage später gab es Komplikationen, Adolf Schmitz wurde auf die Intensivstation verlegt, starb dort im Oktober 2013.

Der Brief lässt Erinnerungen an diese schlimme Zeit wieder in den Vordergrund treten. Elf Monate nach dem Tod bat das Kreiskrankenhaus Adolf Schmitz, den beigelegten Fragebogen auszufüllen und zurückzuschicken. „Ihre Meinung ist uns wichtig. Auch in Zukunft möchten wir noch besser auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Patienten eingehen und die Qualität unserer Behandlung weiter steigern“, heißt es im Schreiben.

Für das hat Angelika Leeske keinerlei Verständnis. „Wenn mein Vater in eine andere Klinik verlegt worden wäre, dann könnte man den Fehler noch verstehen. Doch er lag bis zum Schluss im Grevenbroicher Krankenhaus, sein Tod muss dort bekannt sein.“ Ihre Mutter hatte den beigefügten Bogen „mit einigen passenden Kommentaren“ ans Krankenhaus zurückgeschickt — und ist noch aus anderem Grund empört: „Ich hatte eine Entschuldigung erwartet, aber es kam keine.“

Im Krankenhaus heißt es zu dem Brief: „Ich kann die Entrüstung verstehen. So etwas darf nicht passieren. Das ist ärgerlich“, räumt Qualitätsmanagementbeauftragter Frank Schneider ein. Das Haus befrage regelmäßig Patienten, bitte um Bewertung. Aus dem Bereich des Darmkrebszentrums seien 43 Patienten angeschrieben worden — dabei werde darauf geachtet, dass keine Verstorbenen Post erhalten.

„Wir prüfen, wie zu diesem Fehler kommen konnte“, sagt Schneider. Die Entschuldigung sei bislang ausgeblieben, „weil der zurück geschickte Fragebogen ja anonym gehalten ist. Wir haben leider nicht herausgefunden, um wen es sich handelt“. Schneider betont: „Wir werden uns bei der Familie entschuldigen.“