Eine der deutschlandweit am häufigsten fotografierten Eulen lebt in Grevenbroich „Gandalf“ ist der Star-Rummel piepe

Grevenbroich. · Die prominente Weißgesichtseule hat ihr Winterquartier bei Tanja Brand bezogen. 

Normalerweise schaut „Gandalf“ eher kugelrund-knuffig aus.

Foto: Tanja Brand

„Gandalf“ hat echte Star-Qualitäten. Die Liste der Devotionalien mit ihm ist lang: Ob auf Kapuzenpullis, Tassen oder auch Schlüpfern, das Konterfei der deutschlandweit berühmten Eule ziert im kommenden Jahr selbst alle Monate eines Kalenders. Längst fernsehprominent, ist der Weißgesichtseule das Tamtam relativ schnuppe. Ungerührt ruht sie sich aus, „am liebsten bei Ingo“, erzählt Besitzerin Tanja Brand über die Verbundenheit zu einem Schäferhund.

„Liebe verfliegt nicht“ dokumentiert als aktueller Fotoband die „tierischen Freunde, die immer zusammenhalten“, wie Tierfotografin Brand erzählt. Das ist der aktuelle Fotoband über den gefiederten Superstar. Der mag „Ingo“ auch deshalb so gerne, weil er mit ihm so herrlich entspannen kann, wie Tanja Brand erzählt. Schließlich sei die Promi-Eule allem Niedlichkeitsfaktor und Medien-Hype zum Trotz, weder Kuscheltier noch Weltwunder oder etwa tauglich für jedermann, „sondern eine Eule“. Sie zu besitzen, setzt beispielsweise entsprechende Kenntnisse als Falkner vor. „Dazu gehört eine intensive Beschäftigung mit dem Lebensraum von Greifvögeln.“ Die eigentliche Heimat einer Weißgesichtseule ist Südafrika, „aber die kennt Gandalf nicht, weil er eine Züchtung ist.“ Warm und kuschelig mag es der Vogel am liebsten. Für gewöhnlich lebt er in einer entsprechenden Voliere. Nur in der kalten Jahreszeit bezieht er sein Winterquartier – bei der Tierfotografin im Haus. Lieblingsplätze sind hier exponierte Orte wie der Schirmständer an der Garderobe, sowie ein hölzerner Ansitz, „selbst gebaut“. Hier chillt und schläft der Superstar, wenn er sich nicht gerade ausruht oder nichts tut – bevorzugt in „majestätischer Pose“, wie die Besitzerin lachend sagt. Denn „das Leben einer Eule ist tagsüber recht unspektakulär“. Es besteht aus schlafen und gelegentlicher Nahrungsaufnahme, um anschließend rasch wieder auszuruhen.

„Gandalf“ mag keine Staubsaugergeräusche

Eigentlich. Denn zum weiteren Hingucker macht Gandalf – wegen seiner zierlichen Gestalt fälschlicherweise gern für ein Baby gehalten, mit seinen dreieinhalb Jahren aber längst ausgewachsen („aus einem Zaunkönig wird auch kein Seeadler“) – seine faszinierende Eigenschaft:als „Transformereule“. Eigentlich knuffig-kugelrund, kann er bei „grobem Missmut“ dramatisch dünn werden. Dazu richtet er seine Federohren auf, kneift die Augen zusammen und wird schmal wie ein Strich, beschreibt Tanja Brand. Im Winterquartier passiert so etwas in Alltagssituationen – in ungeahnt unheimlichen Momenten: Staubsaugergeräusche mag er ebenso wenig wie den Blick in eine leere Futterbüchse oder ausgetrunkene Kaffeetasse. Allerdings verwandelt er sich auch mal in die dürre Schreckensgestalt, um vorbei huschenden Enten oder Spatzen Angst einzujagen. Lebewesen wie Schäferhund „Ingo“ und die Tierfotografin mag er, „wir lassen ihn kalt“. Die beiden kennt er „schon immer, erkennt uns auf hundert Meter und bleibt grundsätzlich entspannt“.

So verpennt der Promi-Vogel, der seinen Zauberernamen wegen des weißen Gesichtschleiers und der bartähnlichen Federbüschel um seinen Schnabel herum erhielt, quasi den Winter. Sind die Temperaturen wieder akzeptabel, kehrt er zurück zu seiner „Verwandtschaft“, das sind Schneeeule „Uschi“, Steinkauz-Mehrfach-Vater „Poldi“ oder Uhu „Bärbel“, mit denen er bei Norbert Wolf am „Schneckenhaus“ lebt.