25. Geburtstag und 100 Jahre alt

Magdalena Steven wird am Mittwoch 100 Jahre alt. Ihren Geburtstag feiern konnte sie jedoch nur alle vier Jahre.

Kaarst. Bis sie 87 Jahre alt war, hat Magdalena Steven gearbeitet. Knallhart hat sie mit den Schrotthändlern verhandelt, mit denen sie im eigenen Elektromaschinengeschäft zu tun hatte. Bis vor zwei Jahren lebte sie in einer eigenen Wohnung in Langenfeld und versorgte sich mit ein wenig Unterstützung selbst. Mittwoch, am 29. Februar, feiert sie im Kaarster Vinzenz-Haus ihren 100. Geburtstag. Zählt man die Geburtstage, die tatsächlich im Kalender stehen, ist sie jedoch erst 25. Eine Tatsache, die Magdalena Steven nicht stört — für sie ist das ganz normal.

„Je nachdem wie mein Mann und ich Zeit hatten, haben wir meinen Geburtstag nachgefeiert. Vorgefeiert wurde nie“, sagt die Seniorin. Sie findet es nicht schlimm, nur alle vier Jahre Geburtstag zu haben. „Geschenke hat es ja trotzdem immer gegeben, ne?“, sagt Schwiegertochter Doris Steven, die neben ihr auf dem Sofa im Seniorenheim sitzt und lächelt.

Auf die Frage, ob sie denn gerne wieder 25 wäre, hat die 100-Jährige sofort eine Antwort parat: „Na klar, das war eine schöne Zeit.“ Die gebürtige Düsseldorferin, die 1941 ihren Mann Rudolf heiratete, war ihr gesamtes Berufsleben lang kaufmännische Angestellte in ihrem eigenen Betrieb, wie ihre Schwiegertochter erklärt. „Pünktlich um 7 Uhr standen sie und ihr Mann jeden Morgen im Laden in Düsseldorf“, erzählt sie. Gefallen habe ihr in ihrem Beruf besonders das Verhandeln mit den Händlern. „Wir hatten eigentlich keine Freunde damals, weil wir nur gearbeitet haben“, erinnert sich Magdalena Steven. Unglücklich sei sie jedoch nie gewesen: „Ich war immer zufrieden. Ich habe alles genommen, wie es kam, und gegeben, was ich konnte.“ Ihr Motto sei auch heute noch: „Kein Tag darf ein grauer Tag sein.“

Neben der Arbeit zog sie zwei Kinder groß — Rudolf und Karin. Ihr Sohn hat heute gemeinsam mit seiner Frau den elterlichen Betrieb übernommen. 2001 starb Magdalena Stevens Mann, im April 2010 zog sie in das Vinzenz-Haus ein. Dort hat sie endlich Zeit. Zeit für Freundschaften und Zeit zum Nachdenken. Nur mit dem Essen tut sie sich schwer. „Meine Schwiegermutter ist eine hervorragende Köchin. Ihr fehlt das selbstgekochte Essen“, erklärt Doris Steven. „Wir haben sehr bescheiden gelebt, aber uns hat nie etwas gefehlt. Mein gutes Essen hat mich und meinen Mann gesund gehalten“, ergänzt Magdalena Steven. Im Gemeinschaftsgarten ihrer Wohnung in Langenfeld hat sie bis zu ihrem Umzug in das Kaarster Seniorenheim das Unkraut gezupft. „Ich kann einfach kein Unkraut sehen“, sagt die 100-Jährige und lacht.

Zu ihrem Ehrentag am Mittwoch erwartet sie viele Gäste. Nicht nur Bewohner, Freunde und Angehörige wollen mit ihr feiern, auch der Bürgermeister hat sein Kommen zugesagt. „Ich hab schon die ganzen letzten Tage geguckt, dass ich bloß nicht krank werde“, erzählt die Seniorin.

Gewünscht hat sich Magdalena Steven etwas ganz Besonderes: Eine für sie gestaltete Holzstele des Neusser Künstlers Sven Kussler. „Als ihr Sohn 70 geworden ist, hat er sich statt Geschenken Spenden für einen sozialen Zweck gewünscht. Das fand sie ganz toll“, erklärt Schwiegertochter Doris Steven. Da die 100-Jährige den Sinnesgarten des Vinzenz-Hauses besonders mag und dort bereits einmal leihweise eine Stele stand, kam die Idee auf, eine Stele anlässlich ihres Geburtstags erarbeiten und im Garten aufstellen zu lassen.