Abwasser: Die Gebühren steigen
Vorstand kritisiert Erhöhung staatlicher Abgabe. Kosten sollen bis 2025 gesenkt werden.
Kaarst/Rhein-Kreis Neuss. Der Erftverband kümmert sich als wasserwirtschaftliches Dienstleistungsunternehmen um ein 4200 Quadratkilometer großes Gesamtgebiet von Neuss über Bergheim bis Euskirchen. Sein Aufgabengebiet wird unterschätzt, oft gar nicht richtig wahrgenommen, obwohl der Betrieb von Kläranlagen, Regenüberlauf- und Hochwasserrückhaltebecken oder der Schutz von Feuchtgebieten im Einzugsgebiet der Erft dazugehören.
Die eigene Arbeit in gebührendem Licht darzustellen, das ist im Rahmen der Vorstellung des Jahresberichts immer ein Anliegen des im Oktober aus dem Amt scheidenden Vorstands Wulf Lindner. Im Rhein-Kreis Neuss waren es zuletzt die Korschenbroicher, die im Winter bei der notwendig gewordenen Kappung der Grundwasserspitzen mit dem Erftverband zu tun hatten, damit die Keller nicht weiter voll Wasser laufen. Das steht nun auch den Einwohnern von Dormagen-Gohr bevor, die sich entscheiden müssen, ob sie den Kostenanteil von 70 Prozent tragen wollen.
Der Hochwasserschutz spiele im Kreisgebiet eine untergeordnete Rolle, dafür seien die Niederschlagsmengen zu gering, betont Lindner. Wenn jedoch der Braunkohleabbau zu Ende gehe und der Grundwasserspiegel wieder zwangsläufig steige, müsse man gewappnet sein. Zum Schutz von Grevenbroich spiele das 2012 gebaute Hochwasserrückhaltebecken Garsdorf zum Beispiel eine große Rolle.
Millionen könne die Gewässerrenaturierung, die Verlegung und Neutrassierung der Erft, kosten, um die Artenvielfalt zu steigern oder neue Laichplätze für Fische zu schaffen. Muss aber nicht, wie Lindner am Beispiel des Gillbachs in Rommerskirchen demonstrieren kann, wo nur knapp 100 000 Euro Baukosten anfielen und zudem eine 70-prozentige Förderung des Landes in Aussicht stehe. Die Renaturierung des Jüchener Bachs koste sogar nur 50 000 Euro, 40 000 Euro davon trage das Land. In Frimmersdorf wiederum soll ab August innerhalb weniger Monate eine neue Gewässermeisterei für 500 000 Euro entstehen.
Zu den wichtigsten Aufgaben des Erftverbands zählt die Abwassertechnik. Bei diesem Thema schwillt Wulf Lindner schnell der Kamm: „Wir versuchen sei Jahren, die Gebühren konstant zu halten, obwohl der Erftverband Kanalnetze oder neue Gewässer von Kommunen übernommen hat.“ Durch die Erhöhung des Abwasserabgabesatzes von 36 auf 56 Euro durch den Staat und den Wegfall weiterer Vergünstigen würden jedoch Mehrkosten von fünf Millionen Euro auf den Erftverband zukommen. Kosten, die an die Kommunen und damit an den Bürger weitergegeben werden müssten.
Dennoch versuche man weiterhin, Kosten einzusparen. Der Masterplan Abwasser 2025 sehe unter anderem ein Reduzierung der 40 Kläranlagen auf 21 und eine weitere Optimierung der Energiebilanz vor. Lindner dazu: „Kläranlagen zählen zu den größten kommunalen Stromverbrauchern. Unser Ziel ist es, durch die Nutzung moderner Blockheizkraftwerke oder Photovoltaikanlagen das fast autarke Klärwerk zu schaffen.“