Ausbau: Schnelles Internet für Kaarst
In Holzbüttgen und Vorst soll in die Technik investiert werden. Die Kosten sind unklar.
Kaarst. Videos auf Youtube ansehen, via Skype telefonieren oder einfach nur ein paar große Bilder per Mail verschicken. Eine Selbstverständlichkeit im Alltag vieler Kaarster, die eine Breitbandverbindung haben. Für die Einwohner aus Vorst und Holzbüttgen wäre das eine technische Revolution. Hier wird seit Jahren im Internet geschlurft statt gesurft.
Der Grund: Im gesamten Gebiet der Stadt Kaarst werden die Informationen über Kupferkabel transportiert. Früher, als es nur Telefonanschlüsse gab, kein Problem. Aber seitdem die Datenmengen im Internet immer größer werden, haben Orte wie Holzbüttgen und Vorst Probleme. Hier ist die Übertragungsrate kleiner als zwei Megabits pro Sekunde, das Internet dementsprechend langsam. Das Problem liegt an den Vermittlungsstellen. Die stehen in Büttgen, Kaarst und Kleinenbroich. Je weiter ein Haushalt von diesen Stellen entfernt ist, desto langsamer wird das Internet, weil die Kupferkabel die Übertragungsrate senken.
„Ich möchte, dass Breitband in Kaarst funktioniert“, sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann am Donnerstag im Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss (HWFA). Aus diesem Grund hat die Stadt Experten in den HWFA eingeladen, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation aufzeigen.
Jürgen Karg berät Kommunen bei der Breitbandversorgung. Für den Experten gibt es nur eine Alternative: „Langfristige Technologie ist der Glasfaseranschluss im Privathaushalt.“ Der Vorteil der Glasfaser gegenüber den Kupferkabeln: Bei der Übertragung geht keine Geschwindigkeit verloren, bei der zu erwartenden Steigerung des Datenverkehrs wäre Kaarst für Jahrzehnte gut gerüstet. Der Nachteil: Alle Häuser mit Glasfaserkabel aufzurüsten bedeutet auch, alle Straßen und Grundstücke aufzureißen. Die Verlegung der Glasfaserkabel ist daher nur im Nebenbetrieb möglich, wenn die Stadt den Boden ohnehin für Erdarbeiten aufbaggert. Nach zehn bis 15 Jahren wäre dann ein Glasfasernetz verlegt.
So lange müssen die Einwohner aus Vorst und Holzbüttgen aber nicht warten. Eine, wenn auch nicht zukunftsträchtig Alternative, ist das Verlegen von Glasfaserkabeln in den Orten, statt in alle Einzelhaushalte. Die Glasfaser kann dann mit den Kupferkabeln verbunden werden. Zusammen mit weiteren Vermittlungsstellen — die grauen Telefonkästen am Straßenrand müssten aufgerüstet werden — könnten auch die Vorster und Holzbüttgener schneller surfen.
8,5 Kilometer Glasfaserkabel müssten verlegt, 19 neue Vermittlungsstellen aufgebaut werden. „Wenn es ein Plusgeschäft wäre, hätten wir das auch schon gemacht“, sagt Ulrich Adams, Vorstandsbeauftragter der Telekom für den Breitbandausbau. Da Vorst und Holzbüttgen wenig Einwohner haben, muss die Stadt den Ausbau zahlen.
Der HWFA hat am Donnerstag beschlossen, diesen Auftrag auszuschreiben, die Kosten sind noch völlig unklar. Die Telekom hat den Vorteil, dass sie schon über ein Netz von Leerrohren verfügt, durch die die Glasfaser ohne Erdarbeiten verlegt werden kann. Lediglich zwei Kilometer Rohre müsste das Unternehmen neu verlegen. Geht der Auftrag raus, soll die schnelle Verbindung innerhalb eines Jahres stehen.