Büchner-Aufführung: Revolutionsparolen in der Schule

Das Büchner-Gymnasium feierte den Geburtstag seines Namensgebers mit einem Schauspiel.

Kaarst. „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ schallt es aus der Aula des Georg-Büchner-Gymnasiums am Holzbüttger Haus an diesem 17. Oktober 2013. Schüler werfen Flugblätter über die Zuschauerreihen, in denen die geladenen Gäste auf Holzstühlen Platz genommen haben. Auf der Bühne stehen weitere Schüler und singen „Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht.“

Zum 200. Geburtstag des Namensgebers findet eine Feierstunde in der Aula der Schule statt. Neben einigen Ansprachen beleuchten die Schüler des Literatur- und des Musik-Projektkurses das Leben Büchners auf künstlerische Weise. In einer Kantate, die auf dem Büchner-Pamphlet „Der Hessische Landbote“ aus dem Jahr 1834 basiert, wechseln sich musikalische Parts mit schauspielerischen Einlagen ab.

Am Flügel sitzt der 16-jährige Jannik Kreuzer und sorgt für die instrumentale Unterstützung. Bis zu den Proben des Stücks hat er sich noch nicht mit dem Werk Büchners auseinandergesetzt, sagt er — kalt gelassen habe es ihn aber auch nicht.

„Gerade der Gegensatz zwischen dem gerufenen ,Friede den Hütten! Krieg den Palästen!’ und dem gesungenen ,Freut euch des Lebens’ gefällt mir“, sagt er. „Es steckt vor allem in diesem ersten Zitat so viel“, findet auch sein Mitschüler Milos Rajkovic. „Es sagt mit so wenigen Worten so viel aus“, so der 17-Jährige.

Zu Beginn der Veranstaltung haben die Schüler des zehnten Jahrgangs bereits schauspielerisch das Leben des Revolutionärs anhand einiger prägnanter Zitate von ihm nachgespielt. „Die Schüler lesen erst in der Oberstufe Büchner, deswegen habe ich zentrale Zitate aus seinen Werken zusammengetragen und die Schüler aussuchen lassen, welches sie vortragen und wie sie es arrangieren wollen“, sagt der Leiter des Literaturkurses, Thomas Oberländer.

Bei dem Zitat „Ich glaub’, wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen“ aus Büchners Woyzeck hat sich die Schülergruppe überlegt, es nicht als Aussage, sondern als Frage zu formulieren und an das Publikum zu richten: „Glaubt ihr, wenn wir in den Himmel kommen, müssen wir donnern helfen?“ „Das ist schließlich auch Büchners Antrieb gewesen — die Menschen direkt anzusprechen und zu motivieren“, freut sich Oberländer über die Idee der Schüler.

Am Ende der Aufführungen gibt es tosenden Applaus für die Schüler — und auch zwei Berliner Gäste sind begeistert: Der Komponist der Kantate, Christof Herzog, und die Librettistin Christa Weber, die auf Einladung angereist sind, freuen sich über die Darbietung des Kurses — der im letzten halben Jahr zwischen Klausuren nur zwei Wochenstunden proben konnte. „Eine ganz großartige Leistung“, sagt Weber. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass es innerhalb so kurzer Zeit einstudiert wurde.“