Carsten Schraml: Seelsorger für die Kaarster Feuerwehr
Carsten Schraml ist seit sechs Jahren Ansprechpartner für die Einsatzkräfte der Kaarster Feuerwehr.
Kaarst. Feuerwehrmänner löschen Brände und retten Leben. Doch manchmal brauchen die Retter selber Hilfe, um das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten. In Kaarst können sie in solchen Fällen auf den evangelischen Pfarrer Carsten Schraml zählen. Seit sechs Jahren ist er Feuerwehr-Seelsorger.
„Ich war vorher schon in der Notfallseelsorge tätig und stand in engem Kontakt zur Kaarster Feuerwehr“, erzählt der 48-Jährige. Als er dann 2006 gefragt wurde, ob er ehrenamtlich als Seelsorger für die Kaarster Wehr arbeiten wolle, war er sofort bereit.
„Ich bin Pfarrer in Kaarst, wenn jemand Hilfe braucht, dann bin ich da. Das ist selbstverständlich“, erklärt Schraml. Erst vor rund zwölf Jahren hätten die Feuerwehren erkannt, dass sie seelsorgerische Betreuer in ihren Wehren bräuchten. Das System des Seelsorgers als Fachberater habe sich dann nach und nach aufgebaut und professionalisiert.
Er selbst wurde 2006 nach einer Fortbildung beim Institut der Feuerwehr in Münster vom Bürgermeister zum Feuerwehr-Seelsorger ernannt und erhielt eine Urkunde. Sachkenntnisse im Bereich Feuerwehr hatte er keine. Mittlerweile ist er jedoch Oberfeuerwehrmann.
„Man muss sich in die Probleme der Einsatzkräfte reindenken können und das ist einfacher, wenn man weiß, worum es geht“, sagt der gebürtige Lübecker. Seine Hauptaufgabe besteht vor allem darin, in Kontakt mit den Feuerwehrmännern zu bleiben.
Soweit es seine Arbeit als Pfarrer zulässt, nimmt er an den wöchentlichen Mannschaftsabenden teil und bringt sich in das Geschehen ein. „Meistens bekomme ich alles gut unter einen Hut. Wenn es um seelsorgerische Fragen geht, gucke ich nicht auf die Uhr“, sagt der 48-Jährige.
Immer mal wieder organisiert er auch Schulungen innerhalb der Feuerwehr bei denen es zum Beispiel um Stressbelastung geht. Bei schweren Einsätzen kann es auch passieren, dass Schraml dazu gerufen wird.
„Ich berate dann die Einsatzleitung in seelsorgerischen Fragen und sorge dafür, dass die Kräfte einsatzbereit bleiben“, erklärt er. Besonders im Gedächtnis geblieben, ist ihm ein Einsatz am Kaarster See aus dem vergangenen Jahr. Damals hatte ein Mann in seinem Auto Selbstmord begangen. „Das war eine schwierige Situation“, sagt der Pfarrer.
Schraml ist in Lübeck geboren und in der Nähe von Bonn aufgewachsen. Nach seinem Theologie-Studium bekam er vor 16 Jahren seine erste Pfarrstelle in Kaarst. Für die Mitglieder der Feuerwehr ist er immer ansprechbar, Probleme werden diskret behandelt. Welche Konfession der Ratsuchende hat, ist dabei egal.
„Ich arbeite weltanschauungsfrei. Wenn jemand Hilfe braucht, frage ich doch nicht nach seiner Religion.“ Manchmal muss Schraml auch Vermittler sein und dem Ratsuchenden nahelegen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dann ist Fingerspitzengefühl gefragt.