Grüne: Steuerverschwendung an der Stau-Kreuzung
Seit mehr als zehn Jahren sucht die Verwaltung nach einer Lösung für den Verkehr an der L 390-Kreuzung.
Kaarst. Eine „possenartige Steuergeldverschwendung“ wirft die Fraktion der Grünen der Kaarster Verwaltung vor. Stein des Anstoßes ist die geplante Änderung der Verkehrsführung an dem Knotenpunkt Gustav-Heinemann-Straße/L 390.
Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt das Thema die Politik. Seit 2006 sind mehr als 200 000 Euro in Baumaßnahmen geflossen — und weiter gibt es fast täglich Staus an der Kreuzung.
Die Ausgangssituation ist kompliziert, denn an der prekären Stelle sind viele Partner beteiligt: Die L 390 wird von Straßen NRW verwaltet. Für den Bahnübergang ist die Regiobahn zuständig, außerdem kreuzt eine Straße des Rhein-Kreises Neuss. „Wir als Kommune sind das kleinste Rädchen in diesem System“, erklärt Manfred Meuter, technischer Beigeordneter der Stadt.
Deshalb sei es schwierig gewesen, die Vertragspartner überhaupt an einen Tisch zu bekommen. Zudem waren die anderen Beteiligten mit der Ausgangslage zufrieden: „Die Landesstraße hatte lange Grünzeiten mit Lücken. Auf der Gustav-Heinemann-Straße hatten wir hingegen Staus in beide Richtungen, teilweise bis in den Kreisverkehr.“ Eine Verbesserung ließe sich nur erzielen, wenn „die anderen etwas vom Kuchen, also den Grünzeiten, abgeben“, so Meuter.
Im Dezember 2011 — nach vielen Gesprächen, Gutachten und Verkehrssimulationen — segneten alle vier Vertragspartner eine Verwaltungsvereinbarung ab, die zu einer deutlichen Entlastung der genervten Kaarster Autofahrer führen sollte. Im Juli vergangenen Jahres folgte die Ausschreibung, am 10. September war Baubeginn. Für einen Tag. Denn am 11. September stoppten die Bauarbeiten wieder.
Die Verantwortlichen der Regiobahn hatten zwar das Endergebnis der neuen Verkehrsführung unterzeichnet, gaben aber die Baumaßnahme nicht frei, weil die eine vorübergehende Verlegung eines Schaltkastens vorsah. Weil der Schaltkasten aber direkt in die Ampelschaltung der Kreuzung eingreift, sei das nicht möglich, so die Begründung der Bahn.
Meuter: „Wir sind eine Gemeinde, die sich sonst nur mit Fußgängerampeln beschäftigt. Natürlich kann man uns auch einen Vorwurf machen, aber wir sind davon ausgegangen, dass unsere Vertragspartner sich die Pläne genau angesehen haben.“
Im Laufe der fortgesetzten Maßnahmen kam dann die nächste „Überraschung“ für die Planer: Entgegen dem Ergebnis der Simulationen reichten die mittlerweile eingerichtete Rechtsabbiegespur und die Aufstellspur zu bestimmten Stoßzeiten nicht aus, so dass sich wieder Rückstaus bildeten. „Der Stoßverkehr, wenn morgens die Eltern ihre Kinder zum Gymnasium Vorst bringen und dann nach Düsseldorf weiterfahren, ist so nicht eingeschätzt worden“, gibt Manfred Meuter zu.
Für die nächste Verzögerung sorgte ein Unfall während der Bauarbeiten, durch den Gleise beschädigt worden waren. Anfang November musste die Straße abgesperrt werden, um die verzogenen Gleise zu reparieren.
Nach mehr als zehn Jahren Beratung, Planung und Änderungen, ist nun eine endgültige Lösung in Sicht: Es soll in Zukunft möglich sein, von der Gustav-Heinemann-Straße links abzubiegen, wenn die Bahnschranke unten ist. Außerdem soll es zwei Spuren von Vorst und zwei Spuren in Richtung Vorst geben.
Dazu muss die Straße etwas verbreitert werden und die Fahrspuren werden verengt. Dazu wird ein neues Genehmigungsverfahren eingeleitet. Kostenpunkt für die zusätzliche Baumaßnahme: 150 000 Euro . Meuter: „Realistisch betrachtet, müsste in einem Jahr endlich alles fertig sein.“