Großputz in Kaarst Drei-Besen-Tag fördert kuriose Funde zutage

Kaarst · Der erste reguläre „Drei-Besen-Tag“ nach vier Jahren Pause war ein voller Erfolg. Das Müllaufkommen in den einzelnen Stadtteilen fiel unterschiedlich hoch aus. Wo „erschreckend viel“ Abfall gefunden wurde und welcher Stadtteil auffallend sauber war.

Säckeweise Abfall entsorgen Daniel Becker und Wolfgang Leßmann: Am Ende wird der Container mehr als zur Hälfte gefüllt sein.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Samstagmittag am Baubetriebshof der Stadt Kaarst: So langsam trudeln die Helfer des Drei-Besen-Tages ein – „bewaffnet“ mit Pickern, Handschuhen und gefüllten Säcken. Aber nur so viel, wie sie tragen können, denn alle anderen sammelt der Bauhof im gesamten Stadtgebiet ein: „13 meiner Mitarbeiter sind beim Drei-Besen-Tag im Einsatz. Drei machen Telefondienst, zehn sind in fünf Fahrzeugen unterwegs, um den Müll vor Ort abzuholen und aufzuladen“, berichtet Ralf Stübben, Leiter des Baubetriebshofs. Er freut sich sehr über die Hilfsaktion, denn jährlich muss der Bauhof 350 bis 600 Arbeitsstunden aufwenden, um Müll im gesamten Stadtgebiet zu beseitigen. Vor allem während der Corona-Pandemie, als der Besentag ausfiel, war die Müllverschmutzung enorm: „Im Jahr 2021 erreichte sie ihren Höhepunkt“, erinnert sich Stübben. Nun ist er froh, dass nach dem großen Reinemachen die Grün- und Stadtpflege so richtig starten kann.

Am Freitag wurde das Viertel rund um die Matthias-Claudius-Schule gesäubert. Schuldezernent Sebastian Semmler gab den Startschuss. Schulleiterin Petra Lehwalder (l.) und Klassenlehrerin Miriam Eckel teilten die Schüler ein.

Foto: Stephan Seeger

Inzwischen wandern zum Teil kuriose Dinge in den großen Container, im Fachjargon „Mulde“ genannt: eine Musikbox, ein komplettes Waschbecken, zwei Lampen, zwei Einkaufswagen und natürlich jede Menge Restmüll. Am Schluss wird mehr als die Hälfte des Containers gefüllt sein. In den einzelnen Stadtteilen war das Müllaufkommen unterschiedlich hoch. 20 Vorster Schützen und Bürger fanden ein komplettes Topfset, jede Menge leerer Flaschen und verfaulte Eier, so Schützenkönig Johannes Kuller. Insgesamt sei Vorst sauberer als früher gewesen, meint Brudermeister Thomas Schröder. Vermutlich sorgten in einigen Straßen Hauseigentümer dafür, dass nichts herumliege. In Kaarst waren 45 Helfer unterwegs, informiert Thomas Becker im Namen der Bruderschaft. Der Schwerpunkt rund um den Kirmesplatz barg jede Menge Gewerbeschutt und Elektronikschrott. Zentrum und Stadtpark waren erfreulicherweise weniger vermüllt als früher.

Über „erschreckend viel Müll“ in Büttgen berichtet Jägermajor Kai Feldmann: 50 Freiwillige sammelten unter anderem Bekleidung, Plastik, Flaschen und Hygieneartikel. Der sauberste Ortsteil war Driesch: „Dort haben meine Leute nur zehn Säcke abgeholt“, sagt Ralf Stübben. Familie Möllmann mit Julia, Sebastian und der sechsjährigen Tochter Hanna ist zum ersten Mal beim Drei-Besen-Tag dabei und unterstützen die Aktion gerne: „Damit unser Vorst sauber bleibt“, sagt Hanna. Zudem sei das Ganze ein Aufenthalt an der frischen Luft und ein zufriedener Start ins Wochenende. Die Familie, seit sieben Jahren in Vorst ansässig, fühlt sich hier sehr wohl und das soll auch so bleiben: „Hier ist Hannas Heimat und unser Zuhause“, erklärt Julia Möllmann. Aus Holzbüttgen waren Eva-Maria Kappmeyer und Uli Severitt als private Sammler unterwegs, vor allem entlang des Radwegs parallel zur Bahnstrecke der Regiobahn. Dort gab es unglaublich viel Müll – bis hin zu einer Gartenlaterne. Und so viele Kronkorken, dass das Paar sie unmöglich alle aufsammeln konnte. Aber auch Plastik füllte am Schluss drei Müllsäcke. Nach getaner Arbeit ließen sich alle im Bauhof Erbsen- und Gulaschsuppe sowie kühle Getränke schmecken. Die Kosten hatte die Stadt übernommen, um den ehrenamtlichen Einsatz zu würdigen.

Bereits am Freitag waren die Kaarster Schulen fleißig und räumten um ihr Schulgebäude herum auf. Den offiziellen Startschuss für die Aktion gab Schuldezernent Sebastian Semmler um 10 Uhr an der Matthias-Claudius-Schule, danach gingen alle Kaarster Schüler in Gruppen los – ausgestattet mit Müllsäcken, Greifern und Handschuhen. Unterstützt wurden sie von Lehrern und Eltern. Für viele Kinder war es wegen des Ausfalls durch die Pandemie die erste Aufräumaktion. Nach anderthalb Stunden trafen sich die Schüler wieder auf dem Schulhof und waren sich einig: „Die Natur ist viel schöner ohne Müll.“