Europäische Tage des Kunsthandwerks in Kaarst Keramikkünstlerin gibt Einblick in ihr Handwerk
Holzbüttgen · Keramikkünstlerin Martina M. Thies hat an den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks am vergangenen Wochenende ihre Werkstatt im Ceram.Store in Holzbüttgen geöffnet. Sie pendelt zwischen Berlin und Kaarst und gibt neuerdings auch Töpferkurse in der VHS.
Die Kugelkanne an sich hat Martina M. Thies bereits am Mittag hergestellt, am Nachmittag folgen dann Tülle, Deckel und Henkel. Das stellt die Keramikkünstlerin an einer Drehscheibe aus Ton her und setzt die verschiedenen Komponenten am Ende zusammen. „Normalerweise warte ich einen halben Tag, bis der Ton härter ist, jetzt ist er noch ziemlich weich“, sagt Thies. Doch am Ende passt alles, auch das wichtigste Teil sitzt gut: der Henkel. „Wenn man am Henkel irgendwas verändern will, geht das nicht gut“, sagt die Künstlerin. Denn die Stelle, an der der Henkel mit der Kanne verbunden wird, ist die gefährlichste, weil dort große Bruchgefahr besteht. „Die Verbindung muss direkt da sein, man darf nichts verbessern“, so die Expertin.
Seit Oktober ist Matrina M. Thies in ihrer Werkstatt an der Hanns-Martin-Schleyer-Straße zu finden und gibt dort Keramik-Workshops. Die Werkstatt ist in den Ceram.Store Fliesen Hüning integriert, da der Geschäftsführer des Unternehmens die Idee hatte, Keramik in seinem neuen Vorzeige-Objekt erlebbar zu machen. „Ich habe eine Stellenanzeige gesehen, in der ein leidenschaftlicher Keramik-Künstler gesucht wurde. Da habe ich mich wiedergefunden“, erklärt Thies. Die Werkstatt konnte sie nach ihren eigenen Vorstellungen einrichten.
Thies absolvierte ein Studium in Bildender Kunst und arbeitet seit mehr als 40 Jahren als Keramikkünstlerin. Während sie an der Drehscheibe sitzt, erinnert sie sich oft an die Zeit in den USA zurück und erzählt von ihren Anfängen. Das Kunsthandwerk – also die individuelle, künstlerische Gestaltung von Dingen, habe ihr immer mehr zugesagt als nach vorgegebenen Maßen zu arbeiten. „Jeder arbeitet anders, jedes Stück ist individuell. Das ist das Schöne daran“, sagt Thies. Aber es braucht Zeit, alleine eine Teekanne herzustellen. Denn mit Drehen und Zusammensetzen ist es noch lange nicht getan. Die Kanne muss aushärten, bevor sie in den Brandofen kommt, wird sie verziert, herausgeholt, nachbearbeitet und noch einmal gebrannt. Ein riesiger Aufwand. „Es ist ein komplexes Handwerk, es braucht viele Prozesse, die Zeit benötigen“, weiß auch Thies.
Bei der VHS werden
Töpferkurse angeboten
Die Kunsthandwerkerin pendelt zwischen Berlin und Kaarst hin und her – die halbe Woche ist sie in der Hauptstadt, von Mittwoch bis zum Wochenende in Kaarst. „Es macht Spaß, Menschen etwas zu vermitteln. Ich mache das gerne“, sagt sie. Ihre Künste sind auch bei der VHS Kaarst-Korschenbroich längst angekommen. Seit dem vergangenen Semester gibt sie dort Töpfer-Kurse. „Die Brennöfen sind seit zwei Jahren nicht mehr gelaufen, wir mussten erst einmal zwei Räume wieder herstellen“, erklärt VHS-Leiter Christoph Claßen, der ebenfalls bei der Herstellung der Teekanne zuschaut. „Es ist ein großes Glück, dass wir eine Keramikkünstlerin mit einer solchen Fachkunde gefunden haben“, so Claßen weiter.
Für Thies ist es wichtig, dass sich ihre „Schüler“ nicht einfach so an die Drehscheibe setzen, sie sollten sich auch mit dem Werkstoff Ton auseinandersetzen. „Jeder Ton hat eine andere Konsistenz. Man muss lernen, sich damit zu beschäftigen und das Material zu spüren“, sagt sie. Doch es kann immer etwas dazwischen kommen, auch bei Thies läuft nicht immer alles perfekt: „Wie eine Arbeit aussieht, zeigt sich am Ende immer erst nach dem Brennen.“