30 Jahre Bioland in Kaarst Bayrische Bläser-Beats auf Biohof

Kaarst. · LaBrassBanda mischten auf dem Lammertzhof mitreißende Blasmusik und Pop.

Maren und Rosalia schauen verwirrt sich an. „Was singt er da?“, fragen die beiden gleichzeitig, und trotz genauem Zuhören. Das Bayrisch von Frontmann Stefan Dettl ist einfach zu undurchdringlich für die beiden 18-jährigen Kaarsterinnen. Aber darauf kommt es auch nicht an.

Viel wichtiger erscheint der eingängige Takt der Blasinstrumente. Blasmusik würde das Ganze jedoch bei Weitem nicht treffen. Man könnte es eher mit einer Bigband vergleichen, die Techno, Reggae und Polka-Beats mixt. Die mehr als 1000 Zuschauer auf dem Lammertzhof nicken zunächst noch schüchtern mit – dass sie sich in weniger als einer Stunde umarmen werden, hat zu diesem Zeitpunkt noch keiner von ihnen erwartet.

Zunächst einmal stellt sich die Frage, warum eine Band, die auch vor 12 000 Zuschauern in Stadien spielt, auf einen Bauernhof nach Kaarst kommt. Dettl klärt auf: „Wir stehen hinter ökologischer Landwirtschaft.“ Die meisten der Bandmitglieder sind in einem bayerischen Dorf mit vielen Bauern aufgewachsen. Eines ihrer Alben haben LaBrassBanda angeblich sogar in einem Kuhstall aufgenommen. Ein Konzert auf einem Bauernhof zu geben, ist jedoch auch für sie eine Premiere.

Die Bandmitglieder stehen wie immer barfuß auf der Bühne

Dass es gerade der Lammertzhof wurde, dafür haben sich Petra-Graute Hannen und Heinrich Hannen lange eingesetzt. Sie wollten anlässlich 30 Jahren Bioland LaBrassBanda unbedingt auf den eigenen Hof holen. Nach vielen Anfragen und Gesprächen mit dem Team an Merchandise-Ständen auf Konzerten der Band hat es dann geklappt.

Und so stehen LaBrassBanda an diesem Abend live – und wie immer barfuß – mit ihren Instrumenten auf der Bühne, erzählen zu jedem Song kleine und humorvolle Anekdoten, sodass man das Gefühl bekommt: Man kennt sich, gehört dazu.

Denn Zuhören lassen reicht der Band nicht. Sie animieren zu meditativen Yoga-Übungen, bei den ruhigeren Songs, schicken mit dem Publikum Rufe hinauf zu den Flugzeugen in der Einflugschneise nach Düsseldorf. Sie singen von ihrem ersten Bandauto und einen Punksong über Ringelblumen.

Und gerade weil all das so humorvoll und vor allem musikalisch auf hohem Niveau ist, lassen sich auch die anfangs nur schüchtern Wippenden auf den Abend ein: spielen Luftgitarre und ja, sie singen sogar ihre gespielten Soli wild und lautstark mit und machen „Freestyleparty“, eine Tanzbewegung, bei der die Arme wild um den Kopf und Oberkörper geschleudert werden.

LaBrassBanda holt bei vielen an diesem Abend das Kind wieder zum Vorschein. Die Geschichte, die sie erzählen, von einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und Nächstenliebe, wirkt glaubhaft und wird gelebt: So ziert sich auch keiner auf Wunsch der Band, seinen Nebenmann zu umarmen – und das geht selbst im Rheinland eigentlich nur im Karneval.