Pilgerin aus Kaarst Kaarsterin pilgert auf dem Jakobsweg

Holzbüttgen. · Zehn Jahre brauchte Lydia Meuser für die rund 1900 Kilometer nach Spanien.

Der Weg war ein Erlebnis. An ihren Zielort Santiago de Compostela hat Lydia Meuser keine guten Erinnerungen.

Foto: Privat

Laut Routenplaner ist ist der Weg von Holzbüttgen nach Santiago de Compostela in der nordwestspanischen Region Galicien 1888 Kilometer lang. Mit einem kurzen Umweg über Trier sogar 1955 Kilometer. Lydia Meuser hat diesen langen Weg auf sich genommen und ist von ihrer Haustür in Holzbüttgen bis nach Compostela gepilgert. Nicht an einem Stück, sondern innerhalb von zehn Jahren. Zwischendurch fuhr sie immer wieder nach Hause, um bei ihrer nächsten Tour wieder dort zu beginnen, wo sie beim letzten Mal angekommen ist. Und dabei war sie ganz alleine auf sich gestellt. „Das war schon eine sehr aufregende Zeit“, erinnert sich Lydia Meuser.

Seit mehr als 20 Jahren pilgert
Lydia Meuser nach Trier

Seit mehr als 20 Jahren pilgert sie mit der Matthiasbruderschaft von Holzbüttgen nach Trier. Irgendwann fragte ihre Tochter sie, warum sie eigentlich immer mit so vielen Menschen zusammen pilgern würde, denn der Sinn darin sei doch, alleine zu pilgern – so wie Hape Kerkeling es in seinem Bestseller „Ich bin dann mal weg“ gemacht hat. Der Gedanke ließ Meuser nicht mehr los. Irgendwann marschierte sie nach gründlicher Vorbereitung los. Nur die Etappe zwischen Metz und Le Puy in Frankreich ließ sie aus. „Der Weg war schlecht markiert und es gab schlechte Übernachtungsmöglichkeiten“, erklärt sie.

In Spanien angekommen wählte sie den Küstenweg „Camino del Norte“ (850 Kilometer), der als ältester Pilgerweg gilt und landschaftlich der schönste ist. Das jedenfalls meint Lydia Meuser. Nur sechs Prozent aller Pilger, die nach Santiago gehen, nutzen den Küstenweg. Zum Vergleich: Rund 65 Prozent gehen über den bekannten, rund 800 Kilometer langen Camino Francés. „Der Camino del Norte ist nicht so überlaufen und einfach grandios“, sagt Lydia Meuser. Schlechte Erfahrungen hat sie während ihrer Touren nie gemacht, die Menschen in den Pilgerorten waren alle freundlich und zuvorkommend.

In Compostela war von
Ruhe und Einkehr keine Spur

Rund zehn Kilometer vor dem Ziel bekam Lydia Meuser plötzlich Schmerzen im Schienbein. Bis zu ihrem letzten Quartier vor Compostela fuhr sie daher ein Stück mit dem Bus. „Ich wollte nicht mit dem Bus nach Compostela fahren, nachdem ich so viel gelaufen war“, sagt sie. Die letzten fünf Kilometer riss sie sich zusammen und zog nach Compostela ein.

Doch an dieses Ereignis hat sie keine guten Erinnerungen. „Ich habe Compostela als absoluten Kommerz empfunden“, sagt sie. Überall hielten die Pilger ihre Handys am Ohr, von Ruhe und Einkehr war nichts zu spüren. „Ich war die einzige, die in der Kathedrale in der Bank saß“, erinnert sich Meuser. Die berühmte „Compostela“, die Urkunde, die jeder Pilger erhält, der in der Stadt ankommt, hat sie sich erst gar nicht abgeholt. „Ich habe meinen Frieden damit gemacht“, sagt sie.