Kaarster Jugendhilfeausschuss entscheidet Bessere Bezahlung für Tageseltern

Kaarst. · Sowohl für die Betreuungs- als auch Verwaltungsarbeit bekommen die Beschäftigten in der Tagespflege künftig mehr Geld.

Tagespflegepersonen sichern vor allem die flächendeckende Versorgung zur Betreuung von unter Dreijährigen.

Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Ohne die Kindertagespflegepersonen wäre es noch schwieriger, die staatlich garantierten Plätze für Kinder unter drei Jahren anbieten zu können. Während das Gehalt der Beschäftigten in Kindertagesstätten von den Tarifpartnern ausgehandelt wird, müssen die Tagesmütter und -väter selbst um höhere Geldleistungen für ihre Arbeit kämpfen und verhandeln. Die Freiberuflerinnen und Freiberufler in Kaarst können aufatmen: Der Jugendhilfeausschuss hat einstimmig stufenweise Erhöhungen von 2020 bis 2024 von derzeit fünf auf bis zu 5,60 Euro pro Stunde beschlossen. Außerdem soll der Verwaltungsaufwand künftig mit zehn Cent pro Stunde honoriert werden.

19 Tagespflegepersonen hatten am 19. Juli einen Brief an die Bürgermeisterin, die Ratsfraktionen und die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses geschrieben. Darin steht unter anderem Folgendes: „Im August 2014 wurde letztmalig die Geldleistung erhöht. Seither sind die Anforderungen und der Umfang der Arbeitsleistung stetig gestiegen.“ Die Arbeitsbelastung habe stark zugenommen, da die Verweildauer der Kinder unter drei Jahren in Tagespflege stark verkürzt wurde. In der Regel blieben die Kinder nur noch ein Jahr, teilweise aber noch weniger, bevor sie in eine Kindertagesstätte wechselten. Dadurch sei unter anderem die Elternarbeit belastender und intensiver geworden. Der Verwaltungsaufwand neben der reinen Betreuungszeit sei parallel dazu gestiegen.

Der Erste Beigeordnete empfand die Gehaltsforderung als zu hoch

Jugenddezernent Sebastian Semmler erklärte: „Mit dem Antrag wird ein berechtigtes Anliegen zum Ausdruck gebracht – schließlich erfolgte die letzte Erhöhung bereits vor fünf Jahren.“ Der Erste Beigeordnete bat aber um Verständnis dafür, dass der beantragte Sprung von fünf auf sechs Euro zu hoch gewesen sei. Semmler zeigte folgende Alternative auf: „Wir können jetzt abstimmen oder über die Erhöhung im Rahmen der Haushaltsberatungen sprechen.“

Tagesmutter Anette Schnitzler erklärte, sie sei mit dem Vorschlag einverstanden: „Es ist immer so bei Verhandlungen, dass es zu einem Kompromiss kommt. Wir sind mit der Erhöhung der Vergütung, wie die Verwaltung sie vorschlägt, zufrieden.“ Die Ausschussmitglieder und die Verwaltung zeigten sich erleichtert, der Beschluss wurde einstimmig gefasst. „Wir haben es uns in der Fraktion nicht einfach gemacht – und wir schätzen Ihre Arbeit sehr“, lobte Göran Wessendorf (SPD) die Tagespflegepersonen.

DIe CDU betont, dass Eltern
dadurch nicht belastet werden

Tagesmutter Gabi Schmitz gab zu verstehen, dass sie und ihre Mitstreiter sich mehr gewertschätzt sehen als noch vor wenigen Jahren. Das machte sie an einem Beispiel deutlich: „Vor fünf Jahren musste ich auf einer Veranstaltung im Rathaus erklären, was Tagespflege überhaupt ist und wie wir arbeiten. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir mittlerweile als Standbein neben der Betreuung in einer Kindertagesstätte in der Stadt bekannt und etabliert sind.“

Christian Horn (CDU) machte auf etwas aufmerksam, worüber die Eltern froh sein dürften: „Die zusätzlichen Kosten, die unser Beschluss zur Folge haben wird, werden aus dem allgemeinen Haushalt genommen. Sie werden nicht zu einer Erhöhung der Elternbeiträge führen.“ Horn sprach von einem ersten kleinen Schritt in Richtung kostenfreier Kinderbetreuung.