Handball Dormagen entthront Spitzenreiter Essen
Dormagen. · Der Handball-Zweitligist gewann das Rhein-Ruhr-Derby gegen den TuSEM.
Was wäre, wenn? Mit dieser Frage möchten sie sich am Höhenberg lieber nicht beschäftigen. Fakt ist: Wenn sich der TSV Bayer Dormagen nicht am 11. Oktober jenen bis heute unerklärlichen Blackout beim Tabellenletzten HSG Krefeld geleistet hätten, wäre er jetzt erster Verfolger des Spitzentrios in der Zweiten Handball-Bundesliga. Dass sie das Zeug besitzen, mit den Top-Teams mitzuhalten, bewiesen die Dormagener im 38. Rhein-Ruhr-Derby am Freitagabend. Denn in einem zwar nicht hochklassigen, aber mitreißenden und jederzeit spannenden Duell bezwangen sie TuSEM Essen mit 31:28 (13:12) und stürzten die Gäste vor 1463 Zuschauern von der Tabellenspitze.
Die Hausherren bedankten sich nach der Partie bei ihren Fans
„Völlig verdient,“ wie TuSEM-Trainer Jaron Siewert eingestand. In seinen Augen war die vierte Saisonniederlage eine Mischung aus eigener Unfähigkeit und Stärke des Gegners: „Dormagen hat das richtig gut gemacht. Wir nicht.“ Sein Kollege sah noch einen dritten Faktor als spielentscheidend an: „Ihr wart heute der achte Mann,“ sagte ein glückstrahlender Dusko Bilanovic Richtung Fans, „ihr habt uns getragen, als es eng wurde.“ Und eng wurde es in der Tat 20 Minuten vor Schluss. Die Hausherren waren bis dahin stets in Vorlage gegangen, hatten sich aber nie mit mehr als zwei Toren absetzen können. Und als Joshua Reuland beim Stande von 18:18 vom Siebenmeterpunkt am Ex-Dormagener Fredrik Genz scheiterte und David Akakpo den TuSEM im Gegenzug erstmals seit dem 4:3-Zwischenstand in Führung brachte, war das einer jener Momente, in den Handballspiele normalerweise kippen. Am Freitagabend nicht. „Weil die Dormagener jeden unserer Fehler gnadenlos ausgenutzt haben,“ sagte Siewert.
Und weil die Bayer-Handballer inzwischen mit einem ganz anderen Selbstvertrauen und Selbstverständnis an die Sache heran gehen als im ersten Saisondrittel. Da hätten sie entweder den Kopf verloren oder ihn hängen lassen – jetzt spielen sie ihren Stiefel einfach unbeirrt weiter. Und zu der Leidenschaft kam diesmal hinzu, „dass wir deutlich weniger Fehler gemacht haben als vor einer Woche in Hamm,“ bilanzierte Bilanovic. Weshalb statt einer 29:32-Niederlage am Ende ein 31:28-Sieg auf der Anzeigetafel stand, den die Dormagener in einem Kollektiv erkämpften, in dem es an diesem Abend keinen Schwachpunkt gab.
Drei Akteure fragten dennoch heraus: Sven Bartmann hielt mit 13 Paraden sein Team im Spiel. André Meuser steigerte sich nach etlichen unglücklichen Aktionen in der Anfangsphase, ging dahin, wo es bei den hart zupackenden Essenern richtig weh tat und erzielte so die Treffer zum 21:20 (46.), 25:23 (52.) und 28:24 (55.). Den Rest erledigte ein starker Patrick Hüter, der all jene widerlegte, die in dem Kreisläufer bislang nur einen guten Abwehrspieler sahen. Seine drei Tore in den letzten vier Minuten ebneten Bayer endgültig den Weg zum neunten Saisonsieg. -vk