Fußball: Nievenheim empfängt den Wuppertaler SV

Für die Sportfreunde aus Dormagen ist es das Spiel des Jahres.

Dormagen. Manchmal muss sich selbst Marko Niestroj kneifen. „Wir treffen in einem Meisterschaftsspiel auf den Wuppertaler SV. Wenn mir das einer vor fünf Jahren gesagt hätte, hätte ich ihn nach seinem Verstand gefragt.“ Die einmalige Stimmung beim Oberliga-Neuling rund um den Kunstrasenplatz an der Südstraße bringt der Coach auf den Punkt: „Für das ganze Dorf ist es das Spiel des Jahres.“

Der ehemalige Bundesligist reist als Aufstiegsaspirant an. Und da er das nicht alleine tut, sondern von wahrscheinlich weit mehr als 500 Anhängern begleitet wird — auf der Fanseite „Rot-Blau.com“ wirbt ein Flyer mit dem Slogan: „Wuppertal! Auswärts! Alle mit dem Auto!“ —, hat sich das Fußball-Dorf bei Dormagen nicht nur für die sportliche Invasion zu wappnen.

Dass die Spielerbank der Hausherren wegen der auf der Gegengeraden untergebrachten Wuppertaler Fans auf die andere Seite umziehen musste, ist dabei nur das kleinste Zugeständnis. Damit der Klub aus dem Bergischen morgen nicht das komplette Geschehen an sich reißt, appelliert Nicklas an seine Nievenheimer. Bis gestern „haben wir immerhin schon 200 Karten im Vorverkauf abgesetzt“, sagt er und versichert: „Alles ist vorbereitet für das große Fest.“

Für den sportlichen Teil des Unterhaltungsprogramms ist nun das kickende Personal zuständig. Niestroj, der stolz darauf ist, „dass es uns gelungen ist, dieses Spiel bei uns in Nievenheim zu behalten“, sieht seine Jungs natürlich als krasse Außenseiter. Dass der Neuling mit den Spitzenklubs der Liga durchaus mitzuhalten vermag, hat vor einer Woche das 1:1 in Velbert gezeigt.

„Die Frage ist jedoch, wie oft man so eine Leistung wiederholen kann“, gibt Niestroj zu bedenken. Denn wie Velbert hat auch der WSV wieder viel Geld in seinen Kader gesteckt. Entsprechend stark ist der Tabellenzweite besetzt: Der bislang achtmal erfolgreiche Marvin Ellmann (27) ist nur einer von vielen Wuppertalern mit Erfahrung im Profibereich. Er spielte in der 3. Liga für RW Oberhausen.

Bei den Lilien in Darmstadt unter Vertrag stand der 26-Jährige WSV-Kapitän Dennis Schmidt (sechs Treffer), der verletzte Tim Manstein (5) kickte für RW Ahlen. WSV-Abwehrchef Alexander Thamm (31) zählte sogar zur Erstliga-Mannschaft des VfL Bochum.

Einsätze ab der Regionalliga kann so ziemlich jeder Spieler von Cheftrainer Thomas Richter (52, hat einst als Torwart im Kampf mit Andreas Köpke den Holsteiner Stammtorhüter Manfred Ludwig) vorweisen. Bemerkenswert: WSV-Sportvorstand Achim Weber (102 Zweitligaspiele für Bochum, Oberhausen und Fortuna Köln) wäre 2012 an der Seite von Günter Thiele um ein Haar beim damals noch in der Bezirksliga spielenden VfR 06 Neuss eingestiegen.

Niestroj ist so heiß auf die Partie, „dass ich am liebsten selber noch mal meine Fußballschuhe schnüren würde“, verrät er. In alter Form könnte er der Mannschaft wahrscheinlich sogar helfen, droht doch der Ausfall des in der Innenverteidigung eigentlich unverzichtbaren Mehmet Yilmaz. Ganz sicher fehlen werden Daniel Dünbier, Pierre Schnock und Patrick Wesoly.. Niestroj ist trotzdem optimistisch: „Vielleicht spielen wir uns vor der großen Kulisse ja in einen kleinen Rausch.“