Ringen/KSK Konkordia Neuss: Das Ende der Fahnenstange
Verbandsliga statt Bundesliga: Der KSK Konkordia Neuss steht vor einem kompletten Neuanfang.
Neuss. 40 Jahre hat er die Geschicke des KSK Konkordia Neuss geleitet. Jetzt ist es genug. Im Herbst tritt Hermann-Josef Kahlenberg nicht mehr als Vorsitzender des Vereins an. Aus gesundheitlichen Gründen, wie er sagt. Aber auch, weil er den ewigen Kampf gegen Windmühlen leid ist.
In der vergangenen Woche hat er das Bundesliga-Team beim Verband abgemeldet. Konsequenz: Der KSK wird in die Verbandsliga zurückgestuft. Das hänge nicht ausschließlich mit seiner persönlichen Entscheidung zusammen, sagt Kahlenberg wohlwissend, dass außer ihm keiner da ist, der sich abseits der Matte kümmert.
„Wir fangen finanziell und sportlich jedes Jahr bei Null an“, so der Präsident. Die Ringer würden nur Lizenzen für jeweils ein Jahr erhalten, „und dann stehen die finanzstarken Vereine vor allem aus Süddeutschland auf der Matte und werben unsere Jungs ab“, berichtet Kahlenberg resignierend. Das sei in den vergangenen Jahren zwar immer so gewesen, „doch als bekannt wurde, dass ich mich zurückziehe, war das für die Konkurrenz wie ein Signal, noch stärker zu baggern“.
Irgendwie, davon ist Kahlenberg überzeugt, hätte es auch in diesem Jahr wieder geklappt, eine Bundesliga taugliche Riege auf die Matte zu schicken. Doch das enttäuschende Abschneiden der zurückliegenden Saison mit Platz acht in der Weststaffel habe das Fass zum Überlaufen gebracht.
„Unsere Mannschaft war einfach zu stark“, überrascht Kahlenberg, liefert die Erklärung aber gleich hinterher. Viele Ausländer im Team hätten sich so gut entwickelt, dass sie von ihrem Land keine Freigabe für die Bundesliga erhielten. Stattdessen hätten Ringer aus dem zweiten Glied bei den Neussern aushelfen müssen. „Damit war für mich das Ende der Fahnenstange erreicht und ich habe die Reißleine gezogen.“
Seinen Optimismus hat der Präsident dennoch nicht verloren. „Bei der Nachwuchsarbeit sind wir in NRW führend.“ Bis zu 300 Kinder unter zwölf Jahren hätte man durch viele Projekte an Schulen vom Ringen begeistern können. Und mit dem ehemaligen Weltklasse-Ringer Max Schwindt als Trainer und Integrationsfigur sowie einem Stab von einem halben Dutzend weiterer gut ausgebildeter Übungsleiter sie die Basis gelegt. „Wir müssen nur fünf, sechs Jahre überbrücken, bis die Früchte geerntet werden können“, hofft der bald 67-Jährige, der jedoch bislang treue Sponsoren und Zuschussgeber wie die Stiftung Sport von diesem Konzept noch überzeugen muss.
Nur für die kaufmännische und organisatorische Arbeit im Hintergrund will sich keiner finden. „Man wird die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen müssen, ich werde mich auf jeden Fall aus der ersten Reihe zurückziehen“, sagt Kahlenberg und fügt desillusioniert hinzu: „Ich hatte jahrzehntelang Spaß am Ringen. Doch in den vergangenen Monaten ist die Freude verloren gegangen.“