Alte Steine werden zu neuer Kapelle
Die Osterather Schützen haben aus dem Material eines der ältesten Häuser des Ortes einen kleinen Gedenkort errichtet.
Dem Einsatz des Artillerie-Corps Osterath 1921 ist es zu verdanken, dass das älteste Haus von Osterath nicht gänzlich vergessen wird. Die Feldbrandsteine dieses Hauses sind das Material, aus dem die Schützenkompanie eine kleine Kapelle zu Ehren ihrer Schutzpatronin, der Heiligen Barbara, am Hingstenweg errichtet hat. Wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß hier vorbei kommt, kann sich neben der Kapelle auf dem „Schweinheimer Kirchplatz“ niederlassen, beten und die Landschaft genießen.
Wie kam es zu dem Bau des schmucken Gebäudes, das einen kleinen Altar, eine Glocke und eine Statue der Heiligen beherbergt? Und das genau genommen ein Bildstock und keine Kapelle ist. „Die zündende Idee kam zwei Kameraden an der Sektbar während des Schützenfestes 2010“, berichtet Georg Bahners, Adjutant des Kommandeurs und Rittmeister der Kompanie. Schon seit 1995 lagerten Balken und Steine des Holzschneider-Hofes im städtischen Bauhof, nachdem das alte Gehöft, das am Struckslindenweg neben dem alten Stocks-Hof stand, im Zuge des Baus der Westumgehung Osterath abgerissen worden war.
Zuvor war das niederrheinische Hallenhaus von den Denkmalschutzbehörden dokumentiert und der fachgerechten Zwischenlagerung mit der Maßgabe zugestimmt worden, dass es später an anderer Stelle wieder aufgebaut würde. Doch dann gerieten Balken und Steine in Vergessenheit. Und nicht nur das. Die Balken, deren ältester auf das Jahr 1615 datiert wurde, vergammelten.
Erst mit dem Umzug des Bauhofs von Büderich nach Strümp erinnerte man sich der Überreste. Zwar bestand nun nicht mehr die Möglichkeit, den Hof wie versprochen originalgetreu aufzubauen, aber lange schwebte dem Verein Pro Osterath vor, ein Haus mit Nutzung Heimatmuseum daraus zu machen. Wegen der hohen Kosten versandete die Diskussion. Erst mit der Idee von der Sektbar wurde ein realistisches Konzept aufgesetzt.
Die Schützen des Artillerie-Corps beschäftigten sich intensiv mit der Planung eines Heiligenhäuschens. Sie erstellten Pläne, suchten einen geeigneten Standort und fingen am 4. Juli 2015 an. „Allerdings hatten wir kurzfristig den Baubeginn auf 6 Uhr morgens gelegt, weil im Laufe des Tages die 40 Grad-Marke erreicht werden sollte“, erzählt Bahners. Das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Der Zusammenhalt während der ganzen Bauphase sei toll gewesen. Schon im August wurde Grundsteinlegung gefeiert.
Fast ausschließlich in Eigenregie bauten die Schützen die Kapelle auf. Beim Richtfest im Oktober segnete Pfarrer Norbert Viertel das Vorhaben, für das, weil keine Kapelle, keine Zustimmung des Bistums erforderlich war. Allerdings dürfen dort auch keine sakralen Handlungen vorgenommen werden. „Wir möchten hier unserer toten Kameraden gedenken“, erzählt Wachtmeister und Schriftführer Rolf Bonnen. Dazu sind die Tafeln von 21 verstorbenen Kompaniemitgliedern und eine Gedenktafel für „Unsere Kameraden von 1921 bis zur Auflösung vor dem 2. Weltkrieg“ angebracht worden. Bahners hofft, dass die kleine Kapelle vielen Menschen Freude macht.