Drama an Haltestelle Hoterheide Dackel von U-Bahn mitgeschleift

Ein ganze Station fuhr Monika Skupch, während ihre Hündin draußen an der Leine mitgezogen wurde.

Monika Skupch mit ihrer Mischlingshündin Stulle an der Haltestelle Hoterheide. Dort passierte das Unglück.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Immer noch kommen Monika ­Skupch die Tränen, wenn sie davon erzählt, was ihrem Hund Stulle in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai in einer Straßenbahn der Linie U 76 passiert ist. „Es war der blanke Horror: Stulle war an der Haltestelle Hoterheide schon nach draußen geschlüpft, ich stand mit der Leine in der Hand noch drinnen im zweiten Wagen der Bahn, als sich die Türe einfach schloss“, erinnert sich die 50-Jährige. „Die Lichtschranke hat nicht reagiert, ich habe in meiner Panik gegen die Türe getreten und daran gerüttelt. Aber die Bahn fuhr einfach los.“

Die Osteratherin konnte noch erkennen, dass Passanten draußen auf dem Bahnsteig versuchten, ihren siebenjährigen Dackel-Mischling aus dem Geschirr zu befreien. „Aber vergeblich.“ Sie selbst habe die Notbremse gezogen und den SOS-Knopf gedrückt, auch draußen hätten einige Leute den Not-Halt betätigt. „Bei der Weiterfahrt sah ich, dass Stulle noch immer im Geschirr hing, dann konnte ich nichts mehr erkennen. Es war einfach furchtbar.“

Die Rheinbahn will einen Teil
der Tierarztkosten übernehmen

Erst eine Station später, an der Haltestelle Görgesheide, stoppte die Bahn, und der Fahrer kam ins hintere Abteil. Da hatte Monika Skupch bereits die Polizei alarmiert. Das Geschirr war leer, der Hund nicht auffindbar. „Vielleicht hat Stulle sich irgendwie selbst befreien können“, vermutet die Halterin. Die hinzugerufenen Polizisten und einige Passanten hätten dann die Gleise abgesucht, konnten die Hündin aber nicht finden. Denn die war mittlerweile nach Hause gelaufen, wo Monika Skupch sie später in der Nacht auf der Kellertreppe fand. „Stulle war total verängstigt, aber hatte zum Glück keine sichtbaren Veretzungen.“ Noch in der Nacht fuhr sie mit ihrer Hündin in eine Tierklinik nach Mönchengladbach. Dort stellten die Ärzte zahlreiche Prellungen, aber keine lebensgefährlichen Verletzungen fest. „Ich war so erleichtert. Stulle ist schließlich wie ein Kind für mich“, sagt Skupch. „Meine Sorge ist aber nun, dass die Platte, die Stulle nach einem früherer Autounfall eingesetzt bekommen hat, verrutscht ist.“ Deshalb muss die Hündin geröntgt werden. „Mir fällt es aber schwer, diese Kosten alleine zu tragen.“ Monika Skupch hofft auf die Unterstützung der Rheinbahn. „In den ersten beiden Telefonaten habe die aber eher geblockt.“

Eine Rheinbahn-Sprecherin dagt zu dem Fall: „Wir wissen von dem Vorfall, und es tut uns sehr leid, was mit Stulle passiert ist.“ Der Fahrer habe sich jedoch korrekt verhalten: „Wenn die Notbremse im Abteil betätigt wird, bekommt der Fahrer ein Signal und fährt normalerweise bis zur nächsten Haltestelle, damit dort ein möglicher Notfall sofort von einem Notarzt behandelt werden kann.“ Auf offener Strecke sei die Bahn nicht so gut für Rettungsfahrzeuge erreichbar.

„Uns wurde aber auch gemeldet, dass in dieser Nacht ebenso der Not-Halt auf dem Bahnsteig aktiviert wurde“, so die Sprecherin weiter. Und der sorge normalerweise dafür, dass die Bahn zwangsgebremst wird. „Der Fahrer hat darauf dann gar keinen Einfluss.“ Ihre Vermutung: Die Bahn, in der Monika Skupch war, hatte möglicherweise den Empfangsbereich, in dem das Signal wirkt, schon verlassen. „Da herrschte ja bestimmt große Aufregung auf dem Bahnsteig, so dass die Leute den Alarm vielleicht zu spät aktiviert haben“, vermutet die Sprecherin. Die Leitstelle habe unmittelbar nach dem Alarm die nachfolgenden Bahnfahrer informiert, dass auf den Gleisen ein Hund sein könnte und außerdem Leute, die nach dem Tier suchten. Mit dem Fahrer selbst habe man bislang über den Vorfall noch nicht ausführlich sprechen können. „Das werden wir aber auf jeden Fall noch machen.“

Auch die Rechtsabteilung der Rheinbahn hat sich bereits mit dem Fall Stulle beschäftigt. „Auf den ersten Blick gibt es keine Rechtsgrundlage für eine Erstattung der Kosten“, heißt es. „Aber aus Kulanz wird die Rheinbahn Frau Skupch die Tierarztkosten zumindest teilweise erstatten“, kündigt die Sprecherin an. Und einen Tipp für Monika Skupch und alle anderen Hundehalter hat sie noch dazu: „Wir raten, kleine Hunde beim Aussteigen auf den Arm zu nehmen und größere Tiere kurz an der Leine zu halten.“ Denn die Lichtschranken in den Türen reagierten zwar auf Arme oder Beine, nicht aber auf eine dünne Hundeleine.

Monika Skupch nimmt sich den Rat zu Herzen. „Seit diesem Erlebnis werde ich Stulle immer tragen.“ Die 50-Jährige freut sich über die Reaktion der Rheinbahn: „Mein größtes Glück ist es natürlich, dass Stulle den Unfall überlebt hat. Aber ich bin auch sehr dankbar, dass die Rheinbahn sich nun doch so kulant zeigt.“