Good-Will-Aktion Barber bietet in Strümp Geflüchteten kostenlosen Haarschnitt an

Meerbusch · Fadi Luay Admon betreibt einen Barber-Shop in Osterath. Um eine gute Frisur und Bartpflege auch Geflüchteten zu ermöglichen, hat er für diese einen kostenlosen Termin organisiert.

Fadi Luay Admon hat Geflüchteten kostenfrei Haare geschnitten – nicht nur Ukrainern, sondern auch Menschen aus Syrien und dem Irak.

Foto: RP/Angelika Kirchholtes

(kir) „Schnipp-schnapp, Bart und Haare sind ab.“ Zum kostenlosen Haareschneiden lud Barber Fadi Luay Admon in die Begegnungsstätte Pappkarton ein. Ausgerüstet mit Schere, Kamm, Rasierer und Föhn rückte der Inhaber des Barbershops in Osterath dem Kopfhaar von Flüchtlingen und anderen Bedürftigen zu Leibe. Denn eine gute Frisur kostet - und nicht jeder kann sie sich leisten.

„Ich bin auf diese Idee gekommen, als ein ukrainischer Kunde in meinem Geschäft über den Preis verhandeln wollte“, erzählt Fadi. Da habe er ihm lieber kostenlos die Haare geschnitten und sei danach in Kontakt mit Bettina Furchheim vom Pappkarton getreten, um eine Goodwill-Aktion zu starten. Diese war begeistert und habe ein Liste mit Kunden erstellt.

Gleich morgens konnte Maxym Voiko auf dem Friseurstuhl Platz nehmen, den die beiden in das Strümper Gebäude, das die Diakonie betreibt, gewuchtet hatten. Der ukrainische Hochzeitsfotograf wollte sich einen Undercut schneiden lassen, damit sein Pferdeschwanz besser zur Geltung kommt. Dankbar nahm er das Gratisangebot an. Fadi, der aus dem Irak stammt und seit fast 13 Jahren in Deutschland wohnt, ist Friseur aus Leidenschaft. Im Orient gehöre ein Friseurbesuch zur Kultur. Einmal die Woche, manchmal sogar zweimal leiste man sich dieses Vergnügen, berichtet er. „Das ist wie eine Dusche. Danach fühlt man sich richtig wohl.“ Geplaudert und Tee getrunken wird dabei auch. In seinem Geschäft „Fadi’s Barbershop“ wird neben dem Kopfhaar der Bart gekürzt und gestylt. Je länger der Bart sei, umso mehr Arbeit mache das. Über Kundenmangel braucht er sich keine Sorgen zu machen, denn Barttragen ist derzeit in Deutschland modern.

Gekonnt zaubert Fadi einen schönene Kurzhaarschnitt

Bei seinen beiden nächsten Kunden kann Fadi das nicht beweisen. Es sind Ibrahim und Yasin aus Syrien, die noch zu jung für Bartwuchs sind. Doch mit gekonnter Handhabung der Schere zaubert Fadi einen schönen Kurzhaarschnitt hin. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Saif frisiert er nun im Viertelstundentakt Männer und Jungen aus Afghanistan, dem Iran und der Ukraine. Sie freuen sich über den Schnitt, der auch mit Wachs gefestigt werden kann. Der 30-jährige Fadi ist ein Profi und plaudert mit seinen Kunden, auf deutsch, aber auch in den arabischen Landessprachen. Er selbst scheint seine Berufung und sein Lebensziel in Deutschland gefunden zu haben. Er will bleiben und hat einen deutschen Pass beantragt. Ganz so weit sind die meisten seiner Kunden noch nicht. Sie stehen noch am Anfang der Bürokratie, sind in der Ausbildung oder möchten, wie die Ukrainer, wieder in die Heimat zurück.

„Es ist ein gutes Miteinander zwischen ‚alten‘ und neuen Flüchtlingen, nicht nur an diesem Tag“, hat Furchheim festgestellt. Die Menschen, die mit der Flüchtlingswelle 2015 nach Deutschland gekommen sind, lassen die Ukrainer gerne an ihren Erfahrungen teilhaben und helfen weiter, wenn es darum geht, bürokratische Hürden zu überwinden. Aber auch gemeinsame Aktionen kommen zustande. Besonders der samstägliche Mittagstisch erfreut sich großer Beliebtheit. „Dieses Angebot wird super angenommen. Und es macht Spaß, gemeinsam mit Menschen aus allen Ländern zu planen, zu kochen und zu essen“, berichtet Furchheim. Sie würde sich über weitere ehrenamtliche Unterstützung sehr freuen. Auch das gemeinsame Malen, bei dem Fluchterlebnisse verarbeitet werden können, findet wieder einmal im Monat statt. Neben der Meerbuscher Künstlerin Barbara Wylon ist Natalia Chernohuz mit dabei, die in ihrer ukrainischer Heimat eine Malschule betrieb. Weitere Infos unter 0173/ 2003878.