Jugendliche kämpfen für Skateanlage
Sie nahmen viele politische Hürden — und sind jetzt im Dschungel der Bürokratie gefangen.
Luca, Quentin, Theo, Florian, Nele und Jan haben einen Traum: Sie wollen mit ihren Skateboards und Rollern über Halfpipes, Pumptracks und über eine Parcour-Arena flitzen — so wie es ihre Idole im Internet vormachen. Doch solch eine Anlage gibt es in Meerbusch nicht. Weite Anfahrten zu einer entsprechenden Sportstätte kommen für die Elf- bis 14-Jährigen auch nicht in Frage. Was also tun?
Die Jugendlichen ergriffen die Initiative und sprachen Bürgermei sterin Angelika Mielke-Westerlage an, die ihren Wunsch zwar durchaus verstand, aber erklärte, dass dieser verwaltungsseitig nicht umsetzbar sei. Sie gab den Schülern allerdings den Tipp, sich an die Querkopf-Akademie von Ulla Bundrock-Muhs zu wenden, die Partizipationsprojekte mit Jugendlichen organisiert. Das heißt: Unter ihrer Mithilfe lernen Jugendliche, sich im demokratischen Prozess zu engagieren und konkret etwas zu planen. Das war vor drei Jahren.
Nun sitzt die Schülergruppe, zu der noch Dennis, Finn, Fynn und Ben gehören, im Wohnzimmer von Bundrock-Muhs, und überlegt, wie es weiter gehen soll. Sie haben schon viel erreicht, doch im Gelände sichtbar ist noch nichts. Kein Bagger kam bisher angerollt, keine Scholle wurde bewegt. Das sei frustrierend, erklärt Quentin. Aber aufgeben wollen sie nicht. Zumal die Stadt in ihrem Spielplatzkonzept die Skateanlage als Leuchtturmprojekt qualifiziert hat.
Die Jugendlichen haben einiges an Zeit und Ideen in ihren Traum investiert. Zunächst musste ein Plan her, den man der Öffentlichkeit präsentieren konnte. Zum Glück war der Vater eines der Jungen Landschaftsarchitekt und bildete ihre Vorstellungen fachmännisch ab. Damit gingen sie auf das Maifest von Pro Osterath und beim Tour-de-France-Tag auf den Dr.-Franz-Schütz-Platz und erklärten Besuchern ihr Vorhaben.
Nebenbei stellten sie Zuckerwatte her, um schon einmal mit der Finanzierung zu beginnen. Danach recherchierten sie im Internet und stießen auf die Firma „Betonlandschaften“, der sie ihr Projekt vorstellten. Die Firmen-Mitarbeiter waren begeistert und wollen den Skaterpark bauen, wenn die finanzielle Basis da ist. Als Nächstes suchten die Jugendlichen ein passendes Areal, das im Strümper Busch gefunden wurde. Es gehört der Stadt, ist bereits als Spielbereich ausgewiesen und soll der Jugendinitiative kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Auch die politische Zustimmung liegt vor, nachdem die Schüler mit Vertretern aller Parteien gesprochen hatten und das Okay im Jugendhilfeausschuss gegeben wurde. Jetzt geht das Projekt seinen bürokratischen Gang, den die jungen Leute kaum beschleunigen können. „Wir mussten ein Lärmschutzgutachten beauftragen, das nun vorliegt“, erklärt Bundrock-Muhs. Auch die Wasserschutzbehörde müsse noch zustimmen. Danach erfolge der Bauantrag. Dabei gäbe es die Schwierigkeit, dass das Grundstück der Stadt gehöre und die Querkopf-Akademie Bauherr sei. „Für ein fremdes Grundstück einen Bauantrag zu stellen, ist ungewöhnlich. Da müssen noch juristische Feinheiten geklärt werden“, so die Akademieleiterin.
„Wir möchten es noch erleben, dass wir selber auf der Bahn fahren können“, sagen Florian und Jan etwas genervt. Denn auch die Sponsoren, die Geld zugesagt haben, werden es erst freigeben, wenn die Formalien geklärt sind. Nachdem die Jugendlichen bereits ein YouTube-Video über ihr Projekt erstellt haben, basteln sie derzeit an einer Broschüre, mit deren Hilfe sie weitere Förderer finden wollen.
„Wenn jeder Meerbuscher Bürger acht Euro spendet, haben wir unser finanzielles Ziel erreicht“, haben sie errechnet. Doch schon mit der Hälfte der Summe könnten sie loslegen.