Latumer See bekommt eine neue Brücke

75 000 Euro stehen für das Projekt zur Verfügung. Der Bau ist umstritten, denn das zukünftige Werk verkürzt den Weg nur um 120 Meter.

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Weder die mahnenden Worte des Steuerzahlerbunds, noch die überregionale Berichterstattung in den Medien haben die Meerbuscher Politik von ihrem Plan abbringen können: Mit den Stimmen von CDU, Grünen und SPD hat der Bau- und Umweltausschuss jetzt einen gemeinsamen Antrag von FDP und UWG abgelehnt, der den umstrittenen Neubau der maroden südlichen Brücke am Latumer See in Lank stoppen sollte. Bedeutet: Das Bauwerk, das ein ehemaliges Biotop überquert und einen Rundweg um den See lediglich um rund 120 Meter verkürzt, soll tatsächlich entstehen. Wann, wie und für wie viel Geld, ist noch offen.

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Dabei hätte die Frage des weiteren Vorgehens beinahe noch zu ernsthaftem Ärger zwischen den Kooperationspartnern CDU und Grüne geführt. Die CDU will die vier Brückenentwürfe, die Studentinnen der Universität Duisburg/Essen im Rahmen ihrer Masterarbeit erarbeitet und vorgestellt haben, jetzt auf Machbar- und Finanzierbarkeit prüfen lassen. „Das heißt nicht, dass wir einen der Entwürfe nehmen müssen, aber wir sollten uns damit beschäftigen und den Studentinnen Rückmeldung geben“, sagt Franz-Josef Jürgens. „Wir finden, das gehört einfach zum guten Ton.“ Die Grünen hingegen wollten darüber erst noch mal sprechen. Ihr Vertagungsantrag wurde abgelehnt. 75 000 Euro stehen damit nach wie vor für einen Brückenneubau zur Verfügung. Bei den Beratungen zum städtischen Haushalt hatten CDU und Grüne Ende November beantragt, den ursprünglichen Ansatz von 25 000 Euro um eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 50 000 Euro zu ergänzen. Ob die komplette Summe am Ende wirklich gebraucht wird, sollen die weitere Planung zeigen.

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„Uns geht es dabei nicht um irgendeinen Luxusbau, sondern darum, dass der Rundweg wieder vervollständigt beziehungsweise in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird“, sagt Franz-Josef Jürgens. „Der Latumer See hat als Naherholungsgebiet eine große Bedeutung — nicht nur für Lank, sondern für die ganz Meerbusch.“ Auch Albert Güllmann, Seniorenbeauftragter der Stadt Meerbusch, ist sich sicher: „Wir brauchen die Brücke. Die Bewohner des Seniorenheims am Latumer See beschreiten oft den Rundweg, und die Brücke kürzt diesen auch sicher um mehr als 120 Meter ab.“

Thomas Gabernig (FDP) argumentiert dagegen pragmatisch: „Brücken sind sensible Bauwerke, die gepflegt und instandhegalten werden müssen“, sagt er. Deshalb baut man sie dort, wo man sie tatsächlich auch braucht.“

So sieht das auch der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW. Unter dem Titel „Über unsinnige Brücken sollst Du gehen“ prangerte der Verein Anfang März in seinem Magazin den geplanten Neubau einer „Brücke ohne Funktion“ an. „Wir waren vor Ort, aber der Sinn dieses Bauwerks erschließt sich uns einfach nicht“, sagte BdSt-Sprecherin Janine Bergendahl.

Der Forderung von FDP und UWG, die Brückenplanung zu stoppen, schloss sich BdSt-Voritzender Heinz Wirz sogar explizit an. Der Bund der Steuerzahler NRW sei der Meinung, dass die Investition von 75 000 Euro für eine verzichtbare Brücke nicht in eine Zeit passt, die von sozialen Spannungen geprägt ist, schrieb Wirz. Sicher gebe es Projekte und Initiativen in Meerbusch, die mit dem Geld Sinnvolleres anzufangen wüssten.

Im Bauausschuss wurde das anders gesehen. „Wenn wir der Argumentation des Steuerzahlerbunds folgen würden, dürfte es auch keine Kunst am Bau und keinen Spazierweg mehr geben“, sagt Heidemarie Niegeloh (SPD). „So agieren wir in Meerbusch nicht.“