Liebesromane aus Büderich
Die aus Büderich stammende Schriftstellerin Katja Pelzer mischt Liebesgeschichten mit historischem Kontext. Gute Ideen kommen ihr häufig bei Radfahrten am Rhein, aber auch auf Reisen oder im Gespräch.
Es brauchte einige Umwege, bis aus Katja Pelzer wurde, was sie sich schon mit acht Jahren vorgenommen hatte – eine Schriftstellerin. Damals schrieb sie ihre erste Geschichte über eine Bärenfamilie in eine kleine Kladde, vertraute sie ihrem Vater an und gab ihm den Auftrag, das frühe Werk an einen Verlag zu schicken. Die Enttäuschung, als daraus nichts wurde, hat sie verwunden, ihren Wunsch aber nicht aus den Augen verloren. Nach mehreren Romanen, die bisher nur als eBook zu lesen waren, veröffentlichte die Autorin aus Büderich jetzt auf einen Schlag zwei frisch gedruckte Bücher: „Greta und das Wunder von Gent“ und „Wo ist denn eigentlich dieses Glück?“ Cover und Schrift haben eine deutlich romantische Anmutung. „Ja, es sind Liebesromane“, bestätigt Katja Pelzer. „Dazu führt es bei mir immer. Auch ich lese gerne Liebesgeschichten.“
Auf Gefühle allein mag sie aber nicht setzen. Die Handlung ihrer Werke verquickt Pelzer mit historischen Ereignissen, die sie neugierig gemacht und zur literarischen Aufarbeitung verlockt haben. „Sie müssen einer Überprüfung standhalten. Ich recherchiere daher sehr gründlich, worüber ich schreibe und reichere die Fakten mit Fiktion an“, sagt sie. „Manchmal kann ich später gar nicht mehr unterscheiden, was wahr ist und was erfunden. Das verschwimmt.“
Meist vermengt sie zwei Zeitebenen. Ins „Wunder von Gent“ sind neben der Gegenwart die Vorkriegs- und Kriegsjahre eingeflossen, mit Liebesbriefen, die einen anderen Schreibstil verlangten. „Ich habe meine ganze Sehnsucht reingesteckt und mir vorgestellt, welche Art von Briefen ich zu dieser Zeit gerne von einem Mann erhalten hätte.“ Oft sind es eigene Erlebnisse und Erinnerungen, die sie aufbereitet. Ihren Roman „Mia am Meer“ siedelte Katja Pelzer auf der Insel Föhr an, wo sie mit Eltern und Geschwistern häufig die Ferien verbrachte. Besonders faszinierte sie dort der verwilderte Seemanns-Friedhof: „Die sprechenden Grabsteine haben mich berührt und dazu inspiriert, mir einen Tunnel in die Vergangenheit auszumalen.“
Die Romanautorin lebt
in Düsseldorf und London
Neue Ideen fallen ihr nicht selten am Meerbuscher Rheinufer ein. Heute wohnt Katja Pelzer in Düsseldorf, liebt es aber nach wie vor, nach Büderich zu radeln. „Der Rhein ist nirgendwo schöner als hier“, sagt sie voller Überzeugung. „Wo sonst gibt es diese Weite und diese sagenhaften Sonnenuntergänge?“ Neulich hatte sie sogar das seltene Vergnügen, die Rufe eines Kuckucks zu hören. Bei diesen Ausflügen begleitet sie oft ihr Vater Manfred Pelzer. „Danach bringt er mich zurück bis zur Oberkasseler Brücke und kehrt dort um“, erzählt sie. „Das ist unser Ritual.“
Inzwischen kam London als dritter Lebensraum dazu. Nach einer langen Verbindung mit dem Fotokünstler Axel Hütte ist sie nun mit einem Deutsch-Engländer liiert. Das Paar muss nach den Brexit-Regeln alle drei Monate den Standort wechseln. London sei kein schlechter Platz zum Schreiben, hat die Autorin festgestellt: „Weniger Freunde als in Düsseldorf und daher weniger Ablenkung.“ Die Geschichte der englischen Mutter ihres Freundes regte sie zu einem Stoff an, der auf einem viktorianischen Krimi basiert. Solche realen Bezüge sind Auslöser und Anker zugleich. „Ich bin ja schließlich Journalistin und ein kleines Trüffelschwein“, sagt sie lachend und skizziert ihren Werdegang.
Kreatives Schreiben, ihr großes Ziel nach ihrem Abitur, war damals noch kein Studienfach. Mit ihrer Affinität zu Sprachen studierte Katja Pelzer Literaturübersetzung, sattelte auf Germanistik-Anglistik um und fand nach einem Zeitungs-Praktikum Gefallen am Journalismus. Bis heute arbeitet sie für den WDR, doch das eigene literarische Schreiben rückte immer mehr in den Vordergrund. Das erfordert einen langen Atem. Für ein Buch braucht sie etwa neun Monate, drei weitere für die Nachbearbeitung. Ihren aktuellen Roman „Frieda, Freude, Namaste“ schreibt Katja Pelzer im Rahmen eines Stipendiums der VG-Wort. Abwechselnd sind Mutter, Vater, Schwester, Freundinnen und Freund „Probeleser“, sie selbst überprüft ihre Manuskripte mehrere Male: „Das ist wie Bildhauerei. Erst wird der große Stein nur leicht behauen, dann immer klarer ziseliert.“