Bildung in Meerbusch Die Schullandschaft verändert sich
Meerbusch · Noch in diesem Jahr müssen Schulausschuss und Rat entscheiden, welche Struktur sie sich künftig für die weiterführenden Schulen in Meerbusch wünschen. Anschließend sollen die Schulen umgebaut und vergrößert werden.
Die Schülerzahlen in Meerbusch steigen stetig. Experten haben eine Prognose erstellt, nach der im Jahr 2024 in Meerbusch 625 Kinder eingeschult werden. Dafür reicht der Platz in den vorhandenen Grundschulen nicht aus. Hinzu kommt ab dem Jahr 2026 der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz, den geschätzt 75 Prozent der Eltern einfordern werden. „Das alles ist nicht mehr lange hin, wir haben einen gewissen Zeitdruck“, betont Ute Piegeler, Fachbereichsleiterin Schule. Sie informierte im Schulausschuss über den aktuellen Stand des Schulentwicklungsplans für Meerbusch.
Dieser besteht grob gesagt aus zwei großen Paketen: die Machbarkeitsstudie Grundschule mit entsprechendem Raumprogramm sowie die Handlungsoption für die weiterführenden Schulen. Für beide Themenfelder stehen demnächst wichtige Entscheidungen an, die die gesamte Entwicklung der Meerbuscher Schullandschaft beeinflussen.
Grundschulen
Aktuell gibt es in Meerbusch acht Grundschulen. Eine neunte ist auf dem Erweiterungsgelände Areal Böhler II geplant. Dort laufen aber noch Verhandlungen mit dem Eigentümer des Grundstücks.
Am Beispiel einer dreizügigen Grundschule mit zwölf Klassenräumen zeigte Ute Piegeler, dass dort neun zusätzliche Räume nötig wären, wenn 75 Prozent der Kinder im Ganztag betreut und die Räume allen Kindern und Betreuern gerecht werden sollen. Bei einer Ganztagsquote von hundert Prozent wäre sogar die doppelte Zahl an Räumen, also 24, nötig. „Die aktuelle Raumsituation an vielen Grundschulen ist wirklich schwierig“, berichtete Piegeler. „Oft ist es nur den tollen Pädagogen zu verdanken, dass sie die Situation irgendwie händeln.“
Aktuell werden deshalb alle Meerbuscher Grundschulen daraufhin untersucht, wie neue Räume geschaffen oder vorhandene vergrößert werden können, etwa durch das Zusammenlegen mehrerer Räume. Wie das Raumkonzept an den Schulen letztlich aussieht, muss individuell entschieden werden. Es ist beispielsweise auch möglich, einen einzigen großen Raum (90 Quadratmeter) für Unterricht und Ganztag zu nutzen. Sicher ist, dass alle Grundschulen im Stadtgebiet größere Mensen brauchen und mehr Räume für Verwaltung und Personal. Piegeler: „Wenn wir in Meerbusch zukunftsfähige Grundschulen haben wollen, sind auch eine bessere Akustik, neue Elektrik und neue Bodenbeläge nötig.“ Die Planung läuft über ein umfassendes Ausschreibungsverfahren. „Wir brauchen drei bis vier Planungsbüros für alle Grundschulen“, so Piegeler. Das EU-weite Verfahren soll Ende des Jahres beginnen.
Weiterführende Schulen
In Meerbusch gibt es mit dem Meerbusch-Gymnasium in Strümp und dem Mataré in Büderich zwei Gymnasien, zudem die Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich und die Realschule Osterath. Die Politiker müssen entscheiden, welche Schulstruktur sie künftig in Meerbusch haben wollen. Diese Entscheidung steht in der nächsten Sitzung des Schulausschusses am 23. November an, am 16. Dezember entscheidet der Rat. Möglich wäre, dass das Mataré und das SMG sechs Züge bekommen, ebenso die Gesamtschule. Die Realschule bliebe vierzügig. Falls die Stadt Krefeld künftig nicht mehr so viele Kinder aus Meerbusch annehmen kann – was zu erwarten ist – müsste das SMG sogar siebenzügig werden. Davon raten Experten aber dringend ab.
Variante zwei sieht ebenfalls vor, dass das SMG sieben Eingangsklassen bekommt, das Mataré bliebe dafür fünfzügig, die Realschule vierzügig. Die Gesamtschule käme auf sechs Eingangsklassen. Eine dritte Möglichkeit sieht eine Elternbefragung vor. Die Eltern sollen dann entscheiden, welche Schulstruktur sie wünschen. Piegeler betont: „Das Ergebnis einer solchen Befragung wäre aber dann verbindlich, und die Stadt müsste die Folgen tragen.“ Am wahrscheinlichsten ist, dass die Politiker sich für die erste Möglichkeit entscheiden. Auch der Bau einer neuen weiterführenden Schule wird diskutiert, möglicherweise in Kooperation mit der Stadt Krefeld, die ebenfalls stark steigende Schülerzahlen verzeichnet. Angesichts des Zeitdrucks warnt die Verwaltung jedoch, dass ein Neubau gar nicht schnell genug fertig wäre, um das Problem der steigenden Schülerzahlen zu lösen. Piegeler: „Unser primäres Ziel ist es jetzt, gute Lösungen im Schulgebäudebestand zu finden und auch nicht zu viel Geld in Provisorien zu stecken.“
Während eine Gutachterin erklärt hatte, dass das SMG nicht unbedingt sanierungsfähig sei und über einen Neubau nachgedacht werden sollte, hat Claus Klein, Leiter Service Immobilien bei der Stadt, etwas ganz anderes festgestellt: Das Gebäude habe größte Chancen, eine schöne, moderne Schule zu werden. Ute Piegeler: „Im Inneren bieten sich zahlreiche flexible Möglichkeiten an, um die Räume zu vergrößeren. Auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit sollten wir vorhandene Bausubstanz nutzen und nicht vernichten.“ Moderne Räume für Naturwissenschaften könnten beispielsweise angebaut werden.