Mauritius-Apotheke in Büderich wird 50 Jahre alt
Die erste Apotheke an der Dorfstraße ist ein Familienbetrieb. Nach Heidi Jost führt nun Tochter Almuth das Geschäft.
Ihr Mann musste ihr erst bestätigen, dass er damit einverstanden war, dass sie arbeiten ging. So war das Gesetz, vor 50 Jahren, in Deutschland. 1965 machte sich Heidi Jost, damals 29 Jahre alt, selbstständig. An der Dorfstraße gründete sie ihre Apotheke, mit einem rund 30 Quadratmeter großen Verkaufsraum. Nach drei Monaten stellte sie einen weiteren Apotheker ein, weil der Laden so gut lief.
Heute ist die Mauritius-Apotheke — an einem anderen Standort an der Dorfstraße — auf 90 Quadratmeter Verkaufsfläche angewachsen, beschäftigt 15 Mitarbeiter. Die Geschäfte führt Almuth Berghs, Josts Tochter. Und auch wenn der Name geblieben ist, hat sich in den vergangenen 50 Jahren eigentlich so ziemlich alles an der Apotheke geändert. „Computer gab’s ja nicht, also haben wir die Preise für die Medikamente in großen Büchern nachgeschlagen“, berichtet Jost. Aus einer Extra-Tabelle wurde dann die Mehrwertsteuer herausgelesen und aufaddiert. Zu der täglichen Arbeit gehörte auch, das Becken mit den Blutegeln zu waschen. „Und wir haben viele Medikamente selbst hergestellt: Augentropfen, Salben, Pillen, Kapseln.“
Bei den Pillen half immerhin eine Maschine, wenngleich die Ergebnisse oft nicht ganz rund waren. „Da haben wir dann von Hand nachgeholfen.“ Die Rechnung tippte Jost auf der Schreibmaschine, nachts, wenn ihre Apotheke eine Woche am Stück Notdienst hatte und die Tochter nebenan im Labor schlief.
Zwei Jahre arbeitete sie mit ihrer Tochter Almuth Berghs Hand in Hand, bevor sie ihr im Jahr 2000 die Apotheke übertrug. Berghs kappte die Schließzeiten mittwochsnachmittags, führte durchgängige Geschäftszeiten ohne Mittagspause ein. Und stellte die Apotheke für die Mitbewerber aus dem Internet auf. „Bei den Internet-Apotheken zählt nur der Preis, nicht die Leistung“, sagt sie. „Für uns sind Service und Beratungsqualität wichtig.“ Außerhalb des eigentlichen Verkaufsraums gibt’s ein Zimmer für vertrauliche Kundengespräche.
Und zeitlich liefert die Mauritius-Apotheke schneller als die Internet-Apotheken: Mit dem „Pillen-Taxi“ kommt die Ware bis 17 Uhr pünktlich an; viele Arbeitnehmer lassen sich ihre Medikamente direkt an ihren Arbeitsplatz schicken. Der neueste Clou: ein automatisiertes, klimatisiertes Warenlager. Binnen Sekunden befördert ein Roboter das angeforderte Medikament in den Verkaufsraum. Berghs: „Die eingesparte Zeit nutzen wir für die Beratung unserer Kunden.“