Verkehr in Meerbusch An Uerdinger Straße wird geblitzt
Lank-Latum. · Seit Jahren beschweren sich Anwohner über schwere Lastwagen, die trotz Verbot durch den Ort fahren. Im Spätherbst soll ein Gerät aufgestellt werden, das die Fahrzeuge erkennt und blitzt. Bis dahin will die Stadt einen Blitzer mieten.
Als Julia Avila vor acht Jahren mit ihrer Familie an die Uerdinger Straße gezogen ist, war ihr durchaus klar, wo sie da leben würde. „Wir sind sehr bewusst an eine Hauptstraße gezogen, um die Vorteile der Anbindung nutzen zu können.“ Was sie dort aber in Sachen Lkw-Verkehr erwarten würde, das war ihr damals nicht klar. „Was hier mittlerweile abgeht, sprengt den Rahmen“, sagt die Mutter zweier kleiner Kinder. Manchmal seien es drei schwere Laster pro Minute, die verboten die Abkürzung über die Uerdinger Straße nutzten. „Die entsprechenden Verkehrsschilder stehen zwar hier“, sagt sie. „Mit den Jahren hat sich aber gezeigt, dass diese Regeln nicht beziehungsweise nicht für alle gelten.“
Bereits vor Jahren hat der Bauausschuss auf der Uerdinger Straße ein Durchfahrtsverbot für Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen beschlossen, um den Schwerverkehr aus Lank herauszuhalten und auf die Autobahn zu lenken. Ausgenommen vom Verbot ist der Lieferverkehr, der weiter durch den Ort fahren darf. Immer wieder wurde von der Verwaltung umgebaut und nachgebessert, etwa mit zusätzlichen Schildern oder mobilen Blitzern. Immer wieder haben Anwohner protestiert, demonstriert und sich bei Stadt und Polizei beschwert.
Die Betroffenen sagen: Nicht nur die auswärtigen Laster, die verboten Richtung Krefelder Hafen durch Lank fahren, seien „die bösen“, sondern auch der Verkehr in und aus dem Gewerbegebiet „In der Loh“ habe mittlerweile „unerträgliche Dimensionen“ angenommen. Sie befürchten, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis ein Kind angefahren und verletzt würde. Avila: „Wir beobachten regelmäßig, wie die Laster einfach über die rote Ampel am Kindergarten Unterm Regenbogen an der Uerdinger Straße brettern.“
Der illegale Durchgangsverkehr ist das Hauptproblem
Die Anwohner werfen einigen ansässigen Unternehmen vor, dass deren Fahrer tricksen würden. „Die tun dann so, als ob sie etwas ‚In der Loh‘ anliefern oder abholen würden, aber machen das gar nicht. Auch die wollen nur abkürzen, weil in der Branche Zeit Geld ist“, sagt Avila und stellt klar: „Keiner möchte hier Firmen kaputt machen. Aber wer sagt denn, dass die kaputt gehen würden, wenn ihre Lastwagen ein paar Kilometer mehr am Tag zurücklegen müssten?“
Das Fazit der Bürger, von denen viele seit Jahren in einer Initiative aktiv sind: Die Uerdinger Straße wird durch den illegalen Lkw-Verkehr heruntergezogen und kaputt gemacht. Avila: „Die Lebensqualität leidet extrem, und es kommt täglich zu unzähligen gefährlichen Situationen.“
Sie habe mittlerweile das Gefühl. dass die Uerdinger Straße der Stadt egal sei. Denn nachdem zuletzt im Bau- und Umweltausschuss neue Maßnahmen gegen den Lkw-Verkehr beschlossen worden waren, passierte wieder nichts.
Der aktuelle Beschluss sieht vor: Auf der Robert-Bosch-Straße zwischen Kreisverkehr Uerdinger Straße und „In der Loh“ soll eine Einbahnstraße eingerichtet werden, um ein Umfahren der LKW-Verbotsstrecke auf der Uerdinger Straße zu verhindern. Außerdem soll auf der Uerdinger Straße ein sogenannter Lkw-Blitzer aufgestellt werden, der beidseitig Laster erkennt und gleichzeitig deren Geschwindigkeit misst. Für die Auswertung ist der Rhein-Kreis Neuss zuständig, der das auch bereits zugesagt hat.
Stadt sei nun gefordert – und sie hat auch schon gehandelt
„Das ist jetzt schon wieder so lange her, und auch in der Corona-Krise hat der Verkehr auf der Uerdinger Straße nicht abgenommen“, sagt Julia Avila. Sie will wissen, wann der Blitzer endlich kommt. Anrufe bei der Stadt und E-Mails seien über Wochen unbeantwortet geblieben, klagt sie. Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher sagt dazu auf Nachfrage: „Nach einem Gespräch mit der Herstellerfirma am Montag steht nun fest, dass der Blitzer im Oktober oder November aufgestellt werden soll.“ Damit die verbotenen Lkw aber bis dahin auch erfasst werden, mietet die Stadt bei derselben Firma für den Differenzzeitraum einen semistationären Blitzer, der schon Mitte Juli kommen soll. Bedingung ist allerdings auch da, dass der Rhein-Kreis Neuss sich bereit erklärt, für dieses Miet-Gerät die Auswertung zu übernehmen. Assenmacher: „Wir führen zeitnah Gespräche und hoffen natürlich, dass der Kreis zustimmt.“
Julia Avila und die anderen Anwohner versprechen sich viel von dem Blitzer, sie sagen aber auch: „Die optimale Lösung ist das noch nicht, weil damit nur der illegale Durchgangsverkehr und nicht der illegale Verkehr aus dem Gewerbegebiet erfasst wird.“
Sie und ihr Mann haben mittlerweile einen Anwalt hinzugezogen. „Leider haben wir bereits in den ersten Gesprächen erfahren, dass wir als Privatpersonen das geltende Verkehrsrecht nicht einklagen können. Das ist frustrierend.“
Die einzige Möglichkeit wäre, dass die Politik sich dafür einsetzt, sagt sie. „Bis dahin machen wir weiter Druck.“