Stadtplanung in Meerbusch Architekt Claus Klein verlässt Meerbusch
Meerbusch · Der städtische Bereichsleiter Immobilien, Claus Klein, hat frühzeitig öffentliche Gebäude in Meerbusch naturnah bauen lassen. Nun verabschiedet er sich in den Ruhestand und setzt sich an anderer Stelle für das Thema ein.
Ob Fotovoltaikanlage auf dem Dach, Bauen mit Naturmaterialien, Heizen mit Wärmepumpe oder über ein Blockheizkraftwerk – eine umweltgerechte Bauweise ist bei Meerbuschs städtischen Gebäuden mittlerweile Standard. Das hat die Stadt Claus Klein zu verdanken. Der 62-jährige Architekt leitet seit 20 Jahren den Bereich der städtischen Immobilien. Und das mit großem Erfolg. Doch der Erfolg kommt bei Claus Klein eher lautlos daher, als wäre die eigene Freude über einen gelungenen Bau Belohnung genug. Im Ausschuss für Klima, Bau und Umwelt stand er nun selbst im Mittelpunkt des Interesses. Denn zum Jahresende verabschiedet sich der Architekt und zuständige Leiter des Bereichs Service Immobilien in den Ruhestand.
Meerbuschs Politiker wissen, was sie ihm zu verdanken haben und werden seine Arbeit, aber vor allem auch seine persönliche Art, vermissen. So prasselte im Bauausschuss Lob, Dank und Anerkennung von allen Seiten auf ihn herab. „Wenn man seriös fragte, haben Sie mit unglaublicher Ruhe, Fachlichkeit und Verständlichkeit erklärt, warum Sie etwas so machen. Das hat zu einer sehr guten Zusammenarbeit geführt und Konflikte vermieden“, sagte der Ausschussvorsitzende Joachim Quass (Grüne).
Gegenüber als gleichwertigen Gesprächspartner behandelt
Gleichzeitig habe er sein Gegenüber immer als gleichwertigen Gesprächspartner behandelt, betonte Dirk Banse von SPD, „auch wenn man eine blöde Frage gestellt hat“. Dazu habe Klein frühzeitig das Thema Nachhaltigkeit einbezogen, wofür die drei neuen Kitas ein sehr gutes Beispiel seien. Und schließlich, ergänzte Daniel Thywissen von der CDU, sei er mit seinen Planungen immer im Budget geblieben. „Sie können mit dem guten Gefühl gehen, dass von Ihnen etwas bleibt über Jahrzehnte hinweg.“
In der Summe, so hat es Klein für seinen Abschied noch einmal zusammengezählt, sind es 25 Neubauten, 23 Großumbauten und Sanierungen sowie vier Generalsanierungen, die unter seiner Regie realisiert wurden. Der Neubau der Stadtbibliothek gehört genauso zu seinen liebsten Projekten wie die Sanierung des Büdericher Rathauses und des Schwimmbads. Besonders typisch war seine Vorgehensweise bei der Sanierung des Hallenbades. Während es starke Stimmen für einen Abriss und Neubau des Gebäudes gab, überzeugte Klein die Politik für eine Sanierung. Die Kosten waren zwar die gleichen, aber der Erhalt war nachhaltiger. Und nicht nur das: „So einen Standort in einer Parkanlage muss man auch erst mal finden, wo man beim Schwimmen ins Grüne schauen kann“, sagt Klein. Ihm ist es wichtig, ein Projekt immer auch in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
Dass er nicht nur bauen kann, sondern wenn es sein muss, im Turbogang mit seinem Team Förderanträge stellen kann, hat er in der Pandemie unter Beweis gestellt. „Der Druck von Eltern, Lehrern und Schulleitern, Luftfilteranlagen in den Klassenräumen einzubauen, war immens groß“, sagt Klein. Deshalb hatte er einen Mitarbeiter beauftragt, jeden Tag das Internet zu durchforsten, wann es dafür eine Ausschreibung von Fördermitteln gibt. Als die Ausschreibung kam („das war echt mal ein schlankes Förderprogramm“), hätten sich sofort drei Mitarbeiter am Wochenende zusammengesetzt und mit der Arbeit losgelegt. 14 Tage später rief Bürgermeister Christian Bommer ihn an, er habe hier einen Stapel Bewilligungsbescheide.
Schneller Erfolg bei Bewilligung von Luftfilter-Förderprogramm
Klein konnte es kaum glauben. Normalerweise braucht es dazu viele Monate. Kollegen aus anderen Kommunen riefen an: „Wie habt ihr das gemacht?“ Damit die Lüftungsanlagen möglichst schnell eingebaut werden können, ließen fünf Mitarbeiter alles andere liegen und kümmerten sich nur um die Ausschreibungen. Mitte Januar soll nun der Einbau beginnen.
Bürokratieabbau ist sicher eines der Themen, mit denen sich Klein als Vorstandsmitglied der Architektenkammer NRW und als Vertreter der angestellten Architekten im Bundesvorstand der Kammer einsetzen wird. Gleiches gilt für das Thema Nachhaltigkeit. „Wir müssen Bauen ganz neu denken“, ist Klein überzeugt. Jeder Neubau und Umbau erzeugt CO2. „Die Wiederverwendung von Materialien muss etabliert werden,“ sagt Klein. Lange bevor die Stadt ein Klimaanpassungskonzept verabschiedet hatte, setzte er bereits vieles um, was ein Gebäude umweltfreundlicher macht. Schon beim Bau der Kita am Wienenweg 2014 ersetzte Klein Dämmmaterialien wie Stahlwolle und Styropor durch recycelten Glasschotter und recyceltes Altpapier. Der vorgeschriebene Standard zur Energieeffizienz wurde schließlich um 70 Prozent unterschritten. Ein Umsteuern in vielen Lebensbereichen angesichts des Klimawandels sieht er als dringende Aufgabe an. Die Organisation „Architects for Future“ möchte er gerne mit seiner Erfahrung unterstützen. „Bauen ist unabdingbar Teamarbeit,“ sagt Klein. Das habe eben in Meerbusch mit allen Beteiligten gut geklappt. „Da habe ich Glück gehabt“, sagt er.