Meerbusch braucht 2290 neue Wohnungen
Stadtplaner Schulten hat die Wohnraumsituation untersucht. Vor allem im mittleren Preissegment steigt der Bedarf.
Stadtplaner Marc-Lucas Schulten hat im Auftrag der Stadtverwaltung die Wohnraumsituation in Meerbusch bis 2030 untersucht. In seinem Bericht stellt er Voraussetzungen und Einschränkungen für geeignete Flächen für neue Wohnhäuser dar und prognostiziert mögliche Auswirkungen auf Kitaplätze und Infrastruktur.
Miet- und Kaufpreise seien überdurchschnittlich hoch, so Schulten. „Es wird eher mehr bezahlt, als 20 bis 30 Kilometer zu pendeln“, begründet er die Entwicklung. Sozialer Wohnungsbau würde in den Städten aber nur das untere Ende abdecken. Das mittlere Segment, der sogenannte preisgedämpfte Wohnraum, würde in der Regel vergessen. Preisgedämpft, das heißt für Schulten eine Miete von bis zu 10,10 Euro pro Quadratmeter und ein Kaufpreis von 2800 Euro pro Quadratmeter. Gerade dieser Wohnraum gewinne aber immer mehr an Bedeutung, besonders für Familien mit Kindern. Mehr als jeder sechste Haushalt in Meerbusch — Tendenz steigend — fiele in diese Kategorie. Alles in allem prognostiziert Schulten für Meerbusch einen Bedarf von rund 2290 Wohneinheiten bis 2030, wobei fast die Hälfte auf Ein- und Zweifamilienhäuser entfalle.
Auf der Suche nach neuem Wohnraum gäbe es vor allem zwei Kriterien: Woher die Fläche nehmen? Und wie an die bestehende Infrastruktur anbinden? Welche Fläche geeignet ist, macht der Bericht daran fest, ob seitens der Stadt bereits Zugriff auf das Grundstück besteht und ob es sich in integrierter Lage befindet. Damit ist die Nähe zu öffentlichen Einrichtungen, dem öffentlich Personen-Nahverkehr (ÖPNV) und zu den Geschäften des täglichen Bedarfs gemeint. Die Anbindung an bestehende Infrastruktur bedeute nicht nur, so Schulten, vorhandene Einrichtungen wie Schulen und Kitas zu nutzen, ohne sie zu überlasten — sondern auch eine langfristige Auslastung neuer Einrichtungen sicher zu stellen.
Die abschließende Empfehlung von Marc-Lucas Schulten beinhaltet 1250 Wohneinheiten auf Flächen in Büderich, Osterath, Strümp, Nierst und Lank-Latum. Den Spitzenplatz belegt das Gebiet Ivangsheide in Osterath: Dort könnten in zwei Bauabschnitten in den nächsten fünf Jahren 450 Wohneinheiten entstehen, 60 Prozent davon als Einfamilienhäuser. Einzugsbeginn könnte 2023 sein. In Osterath würden der Prognose nach auch die meisten Kitaplätze fehlen, spätestens ab 2024 wären auch im gesamten Stadtgebiet die Kapazitäten erschöpft.
Ohne Infrastrukturanpassungen würde sich kein bedarfsgerechtes Bauland entwickeln lassen, so Schulten. Soll heißen: Ohne neue Straßen und Einrichtungen geht nichts. Auch seien die Kitas schon jetzt an ihrer Belastungsgrenze. Ein Ausbau dieser Kapazitäten sei daher unumgänglich.